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Jahr des Feuers

Abschied

Während es sich die Helden am 15. Ingerimm 1027 n. BR in Honingen im Gasthaus einrichten zieht es Azina einmal mehr in die Wildnis. Hier vor den Toren der Stadt liegt der Honinger Forst, worin sie sich dieses Mal zurückzieht. Erneut geht ihr Vieles durch den Kopf. Vieles womit sie die anderen nicht belasten möchte. Sie haben ihre eigenen Sorgen und Nöte. Und sie meistern sie bisher sehr gut. Man mag nicht immer einer Meinung sein; wie der ‚Pakt‘ mit dem Feuerdämon unter dem Berg oder der Verwendung des Schwarzen Auges. Auch die brieflich geschilderten Geschehnisse in Hammerschlag wecken ihren Argwohn. Denn sie ist der festen firunischen Überzeugung, dass von den Dämonen nichts Gutes kommen kann und sie und ihre Absichten unbedingt bekämpft werden müssen. Den Dämonen ist nicht zu trauen! Doch ihre Gefährten erweisen sich in dieser Hinsicht als flexibler. Man mag sehen, wohin das Führen wird. Was sie jedoch eint, ist der unerschütterliche Glaube an das Gute und an das Leben. Auch Dämonenpakte können daran nichts ändern. Noch ist nicht entschieden, ob es Mut oder Torheit war, der die anderen trieb. Aber sie vertraut ihnen.

Am Morgen des 16. Ingerim 1027 nach Bosparans Fall erwartet Azina ihre Gefährten, als sie das Stadttor von Honingen passieren. An ihrem Gesichtsausdruck können sie bereits ahnen, dass sie etwas zu sagen hat.

„Freunde … es ist euch bereits gewiss aufgefallen, dass ich in der letzten Zeit sehr viel allein … allein mit Elfenbein, Adaque und Gro’jesh … blieb. Dieses Verhalten galt nicht euch. Ich selbst bin in vielerlei Gedanken versunken. Gedanken über die Zukunft und Gedanken über uns. Und ich fürchte diese Reise verdrießt mich. Ich werde hier nicht gebraucht.

Als wir letztens darüber sprachen, dass die Feuer der schwarzen Lande noch nicht erloschen sind, Hochstieg ihnen gefährlich nahe liegt und Gro’jeshs Volk sowohl gefährdet ist, als auch selbst eine Gefahr für Hochstieg darstellt. Das Wissen und die Macht eines Shakriin Boran kann sie nun nicht mehr schützen.

Daher habe ich beschlossen, an dieser Stelle umzukehren und nach Hochstieg zu gehen, um die Trollzacker zu bewahren. Und ich bin es mir schuldig, es selbst zu tun. Vielleicht finden wir sogar wieder einen Platz für Gro’jesh bei seinem Volk, wenn die Tat nur groß genug ist.“

Sie atmet tief ein und mit einem Seufzer aus. Dann wendet sie sich jedem ihrer Gefährten noch einmal persönlich zu.

„Delia …“ Sie geht auf die Erwählte der Rahja zu und schließt sie sanft in ihre Arme. „Du bist mir eine liebe Freundin. Dich zu verlassen fällt mir am Schwersten. Vieles haben wir in der kurzen Zeit gemeinsam erlebt, durchgestanden und gefeiert. Und doch … ich sehe, wie sich unsere Leben und unsere Vorstellungen zunehmend unterscheiden. Und ohne meinen Einfluss fürchte ich um dich. Ich weiß, es mag albern klingen aus einem Munde, der so viel jünger ist. Aber … lass dich nicht verleiten. Denk daran: den Dämonen ist nicht zu trauen … dir vertraue ich.“

Sie sieht ihr noch einmal intensiv in die Augen, als wolle sie sich ihren unverfälschten Anblick einprägen. Dann wendet sie sich ab, ehe Flüssigkeit ihren Blick trübt.

„Jane … HA … wir waren nicht oft einer Meinung. Doch ich kann mir keinen besseren und respektableren Ordensgroßmeister vorstellen als dich. Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg. Ich weiß, du wirst es schaffen, diesen Haufen ans Ziel zu bringen und wenn du dabei die Zeit selbst durchschreiten musst.“

Sie klopft ihr lächelnd auf die rechte Schulter, ehe sie sie in eine feste Umarmung zieht. Danach wendet sie sich Bothor zu, dem sie ihren Arm für einen Kriegerhandschlag darbietet.

„Bothor … wir fochten sehr erfolgreich Seite an Seite. Ich weiß, dass man sich auf dich verlassen kann. Beschütze die deinen.“

In dieser Aussage schwingt viel Vertrauen, Respekt und ein endgültiges Willkommen mit. Sie lächelt grimmig und nickt, ehe sie sich mit schief gelegtem Kopf Voltan zuwendet und langsam auf ihn zu geht.

„Voltan … ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange. Doch die Zeit und die Gespräche, die wir miteinander hatten, bedeuten mir dennoch viel. Für die Zukunft kann dir nur sagen: Halte am Glauben fest. Lasse dich nicht beirren. Ich bin überzeugt, dass du deinen göttlichen Weg gehen wirst. Denke an mich, wenn es gilt, standhaft zu bleiben.“

Damit macht sie den letzten Schritt auf ihn zu, stellt sich auf die Zehenspitzen und haucht ihm einen Kuss auf die rechte Wange.

Danach wendet sie sich wieder allen zu: Eine kurze dankbarkeitsbezeugende Verbeugung, ein Blick in die Augen von jedem und sie wendet sich gen Rahja.

„Erwartet mich zur rechten Zeit.“ Spricht sie in den Wind und geht.

….

Auf einem Hügel steht sie da und blick zurück hinab in die Ebene. Sehnsüchtig sieht sie der kleinen Gruppe nach, die langsam am Horizont verschwindet. Sie aktiviert ihren Armreif, den sie einst von Nahema in Ferdok bekam, um mit Adlerauge Luchsenohr, alle noch einmal genau ins Bild zu fassen. Gefährten, Kameraden und Freunde nennt sie sie. Viel haben sie gemeinsam erlebt. Und vieles liegt noch vor ihnen. So das Schicksal es will, so kommen sie dereinst wieder zusammen und streiten gemeinsam.

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Azinas Abschied

Brief an Ordensgroßmeisterin Jane Peddersen

Meine lieben Freunde!

Lang ist es her dass wir in Hochstieg Kunde von euch erhielten. Eine Depesche darüber daß der werte Herr Magus nicht mehr bei euch weilt wäre hilfreich gewesen. Vielleicht hätte der Orden souveräner auf die Frage nach Tee für Nehazet reagieren können die zwei merkwürdige Gestalten in einer Art Loch im Raum in der Küche an uns stellten. In meiner Verwirrung verwieß ich sie an euch Fräulein Peddersen woraufhin sie einfach im Nichts verschwanden. Mir ist nicht bekannt ob sie euch fanden oder was das überhaupt zu bedeuten hatte. Ich hoffe an dieser Stalle daß alle Wohlauf sind?

Nun das ist aber eigentlich nicht der Grund warum ich diesen Brief aneuch schreibe. Der Grund ist die erfolgreiche Niederkunft meiner geliebten Darpatia! Seit heute Morgen haben wir eine Tochter! Sie wird morgen Abend in einer großen festlichen Zeremonie von Trondbald und Helfwiege auf den Namen Lindegard Thalionmel von Spichbrecher-Hardmund getauft! Ein toller Name oder? Darpatia und ich haben auch nicht seit zwei Monden über die mögliche Namensgebung disputiert… Tatsächlich bedrückt es uns daß keiner von euch in der Lage ist anwesend zu sein auch wenn wir die Gründe natürlich vollends verstehen.

Wo auch immer ihr gerade seid und welchen Gefahren ihr auch immer ausgesetzt seit – ganz Hochstieg grüßt euch und wünscht euch Wohlbefinden.

Liebste Grüße
Traviahold

Den Dämonen ist nicht zu trauen

Alle starren fasziniert auf den Stein, den Delia da offenbart. Ohne die anderen darauf Aufmerksam zu machen, krallt sie ihre Linke in Elfenbeins Nackenfell und besinnt sich auf Ihre Umgebung bis sich die Farben verändern. Während Delia nur ganz kurz zu sehen ist, ehe sie verschwindet, zieht sich die Magie des Auges mit dämonischen spuren durch den ganzen Raum. Ein leichter Schwindel befällt sie, da sie sich des Eindrucks der endlosen Ausdehnung nicht erwehren kann. Nur mit Mühe kann sie die Konzentration halten und erkennt, dass das Auge aktiv ist. Angewidert wendet sie den Blick ab.

Das ist Dämonenwerk! Wie können meine Gefährten ernsthaft erwägen dieses Ding zu nutzen, um mit Dämonen Zwiesprache zu halten? Überhaupt habe ich ernsthafte Bedenken, was die Entwicklung der Geschehnisse und unsere Entscheidungen betreffen. Wir können gar nicht ermessen, zu was dieses Auge imstande ist. Am Ende werden wir von ihm beeinflusst das falsche zu tun. Wir wissen einfach zu wenig über all die Geschehnisse.

Warum sind die Dämonen und somit auch ihre Erwählten offenbar stärker als wir? Sie verfügen über uns, wissen mehr und versuchen uns anzuleiten oder zu beeinflussen. Noch töten sie uns nicht; vielleicht, weil sie ob eines göttlichen Schutzes es nicht vermögen? Oder aber weil wir ihnen noch von Nutzen sind.

Und was wissen wir über den Vortex? Praktisch nichts! Es gibt keine Informationen auf Dere … von denen wir wissen. Und warum schweigen die Götter? Sie geben uns keine Hinweise. Es scheint mir eine Prüfung in Gottestreue zu sein. Nur blindes Vertrauen in die Götter und ihre Lehren kann uns retten. Die Dämonen und ihre Erwählten wissen offenbar mehr oder wollen es uns glauben machen, um nach dem Scheitern des Vortex die Macht in unserer Sphäre zu übernehmen. Ihnen ist nicht zu trauen!

Solange mir meine Götter nichts anderes Befehlen, werde ich mit dieser Brut keine Gemeinheiten machen! Ich werde nicht zulassen, dass wir gesteuert werden! Bleiben wir uns selbst treu und streiten auf unsere Weise!

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Azinas Gedanken

Brief von Delia an Janiha von Lindentreu

06. Ingerimm 1027 B.F.

Delia saß in ihrem Zimmer in Elenvina. Über dem kürzlich erhaltenen schwarzen Auge ruhte immer noch ihr Schal, in der Hoffnung das Auge abschirmen zu können. Die Hexe nahm sich Federkiel und Tinte und begann einene Brief aufzusetzten.

„!Persönlich! An Candidata Janiha von Lindentreu – Akademie der vereinten Künste von Schwert und Zauberstab – Kaiserlich Garethisches Lehrinstitut der angewandten kombattiven Magie, vom Schwert und Stabe zu Gareth, der Herrin Rondra und der Herrin Hesinde zum Wohlgefallen“ Gesiegelt mit dem Ring der Inquisiton der KGIA.

So den Empfänger hatte sie schon auf dem Einband des Briefes geschrieben, das war der einfache Teil. Während ihr Kater Nasir neben ihr schlief fuhr sich Delia durch ihr flammend rotes Haar. Es durfte nichts schief gehen. Sie war auf einer heiligen Mission im Namen der Liebe und der Herren Rahja unterwegs. Sie war fest entschlossen bei der Angebeteten von Voltan ein gutes Wort einzulegen. Dann leuchtete ein Feuer in ihren Augen auf und sie begann zu schreiben.

„Hesinde, Rondra und Rahja zum Große Candidata Janiha,

Ihr werdet mich nicht kennen, aber ich bin ein Mitglied des Schutzordens der Schöpfung, mit welchem Voltan derzeit auf Reisen ist. Vorab ihm geht es gut.

Ich möchte für Voltan Fürsprache halten. Voltan hat in der kurzen Zeit, in welcher er uns begleitet erstaunliches geleistet. Er zeigte außergewöhnlichen Mut, Disziplin, Ergeiz, Treue zu den Zwölfen und über seinen Stand als Candidatus hinaus gehendes magisches Wissen. Leider kann ich hier nicht genaueres schreiben, da ich nicht sicher bin, ob diese Nachricht abgefangen wird. Außerdem denke ich, dass Voltan Euch selbst gerne von seiner Reise mit uns berichten mag.

Das Voltan und Euch ein besonderes Band im Sinne der Herrin Rahja verbindet wurde mir schnell offenkundig. Als Dienerin der weißen Stute erfreut mich das sehr und selbstverständlich ist Euer Geheimnis (welches keines sein sollte) sicher. Ich finde es betrüblich, dass die Statuten der Akademie solche knopsende Liebe unterdrückt. Lasst mich versichern, dass Euer Herz sich den richtigen Mann ausgesucht hat. Er ist nicht nur gebildet, stark, magisch fähig und sieht darüberhinaus noch gut aus, sondern hat auch einen beachtlichen Stammbaum, derer von Spichbrecher. Ich selbst bin mit dieser Familie gut bekannt und nenne Reichsritter Sighelm Gilborn von Spichbrecher einen guten Freund. Ihr wäret sicherlich in der Familie sehr wilkommen.

Was die Kosten Eurer Ausbildung und die von Voltan betrifft, so denke ich, dass sich hier eine Einigung finden lässt. Ich würde Euch gerne unterstützen, damit Ihr nicht mit Schulden in Euer junges Leben geht.

Des Weitern ist es meine heilige Pflicht Euch mitzuteilen, dass von diesem Moment an Eure Liebe unter meinem persönlichen Schutz und damit unter dem Schutz des Schutzordens der Schöpfung steht.

Es würde mich sehr freuen von Euch zu lesen und Euch eines Tages persönlich kennenlernen zu dürfen. Spätestens wenn ich Voltan zu Euch zurückbringe.

Möge die weiße Stute und alle Zwölfe die schützenden Hände über Euch halten.

Hochachtungsvoll

Delia saba Isaria ban Rezzan al Cumrat
Auserwählte der Herrin Rahja
Schwanenhüterin zu Hochstieg
Ehefrau von Kalkarib al’Hashinnah ben Hilal bân Rezzan
Ordensgroßmeisterin des Schutzordens der Schöpfung
Inquisitorin der KGIA“

Mit zufriedenem Lächeln versiegelte Delia den Umschlag. Ihr grinsen wurde noch breiter, als sie sich erneut der absurden Situation bewusst wurde, dass sie als Hexe einen Brief mit dem Siegel eines Inquisitors der KGIA siegelte.

Raus aus der Stadt

Als im Flussvater in der Reichskonkressstadt Elenvina der Abend nahte und die Audienz der Helden bei der Königin näher rückt, erhebt sich die Botin Firus mitten im Gespräch im Kreise ihrer Gefährten und unterbricht dieses mit den Worten:

„Ich gehe raus.“

In die fragenden Gesichter ergänzt sie ruhig:

„Raus aus der Stadt. Ich muss ein wenig nachdenken und zu mir kommen. Voltan muss warten.“

Sie macht auf dem Absatz kehrt und gibt Grojesh und Elfenbein ein stummes Zeichen Richtung Tür. Draußen führt ihr Weg sie direkt aus der inzwischen vertrauten Stadt hinaus. Den Hinweis der Stadtwache, dass die Dämmerung bald einsetze, entgegnet sie mit einem wortlosem Nicken und einem kleinen wissenden Lächeln. Da sich die Stadt in einer Flussbiegung befindet, wendet sich sich gen Firun, wo sie in der Ferne einen kleinen Wald erkennen kann. Sie pfeift ein paar Mal laut in die Ebene hinein, bis ein Blaufalke auf ihrer ausgestreckten Hand im Sturzflug landet. Nach kurzer inniger Liebkosung wirft sie ihn lachend in die Luft und rennt was ihre Beine hergeben die Hügel hinauf. Der Wind zerzaust ihr langes Haar. Doch sie achtet nicht darauf. Endlich frei kennt sie kein Halten mehr. Sie fühlt sich wie ein junger Wolf: ungehemmt und wild. Die Reisenden auf der nahen Reichsstraße würdigt sie keines Blickes.

Am Waldrand kommt sie langsam zum Stillstand. Ergriffen starrt sie in das grüne Dämmerlicht und verharrt einen Augenblick lang schweigend. Sie fühlt zunächst nichts. Die wiedererkennende wohltuende Vertrautheit setzt noch nicht ein. Erst als sie ein paar Schritte hineinsetzt, beginnt sie endlich die Geräusche und Gerüche intensiver wahrzunehmen. Das Rascheln der Blätter ist ihr ebenso willkommen, wie der liebliche Gesang der Vögel. Erneut bleibt sie kurz stehen und nimmt die Gegend in sich auf. Dann holt sie ihr grünes Tuch hervor, mit welchem sie manchmal ihre Haare bändigt, und verbindet sich die Augen.

„Die Stadt macht blind.“ Seufzst sie. „Es bedarf der Erinnerung an das Wahrhaftige.“

Erst vorsichtig, dann immer sicherer, wählt sie ihren Weg durch das Dickicht. Dabei meidet sie bewusst die Wildwechsel der heimischen Tierwelt. Elfenbein und Grojesh folgen ihr stumm. Adaque hat es sich auf ihrer Schulter bequem gemacht und zupft an seinem Gefieder. Sie gingen lange, ehe sie zufrieden ist und auf einer kleinen Lichtung halt macht. Sorgfältig sucht sie die Gegend ab. Nichts, wirklich nichts, bleibt ihrem Blick verborgen. Alles erstrahlt für sie in reinem blau und rot. Kein dämonisches lila und kein schwarz des Vortex verunreinigt diesen Ort. Ein wenig fühlt sie selbst sich etwas fremd, denn sie weist außer dem ureigenem rot an gewissen Stellen gelb und weiß auf. Aber ein Blick auf Elfenbein genügt, um sie mild zu stimmen.

Was gibt es reineres als das weiß der Götter? Wir haben jedes Recht hier zu sein. Wobei … wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Chaos wird vielleicht von der göttlichen Ordnung angezogen … nein.

Sie schüttelt den Kopft, um diese Gedanken ebenfalls abzuschütteln. Sie ist heute aus einem anderen Grund hier. Sie möchte nachdenken. Und zwar über die Wahl zum Greifenreiter. Sie ist überzeugt davon, dass die Menschen ihren eigenen Weg gehen müssen. Zum Guten oder zum Bösen.

Man muss sie ihre Entscheidung treffen lassen. Ein jeder hat und verdient eine Chance. Vielleicht auch eine Zweite. Und trifft ein Mensch die falsche Entscheidung muss er auch die Konsequenzen tragen. Alles hat Konsequenzen. Auch mein Aufenthalt hier? Vielleicht wird dieser idyllische durch uns Ort entweiht.

Erneut schüttelt sie den Kopf. Sie lacht.

Welch ein absurder Gedanke. Wir sind die Natur.

Plötzlich knackt es neben ihr laut im Gebüsch. Grojesh betritt ebenfalls die Lichtung. In seinen riesigen Händen hält er die Früchte des späten Frühlings für sie bereit.

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Azinas Gedanken

Brief an Boron-Geweihten

 

An den Diener des Raben Bedwyr Küferhilf
Elenvina, 05. ING 1027 BF

Boron zum Gruße Euer Gnaden,

meine Name ist Bothor dylli Memnos und ich erbitte Eure Hilfe. Ich wende mich an Euch, da ich mich für die Dauer des Reichskongresses in Elenvina aufhalte, bevor ich mich weiter gen Firun in Richtung Winhall aufmache. Ich reise im Auftrag seiner Exzellenz dem Raben von Punin und seiner Hochwürden Stygomar von Gareth zum Wohle der Götter, der Kirche und des Reiches. Da ich selber nicht den Segen der Weihung erfahren habe, benötige ich Eure Expertise und Unterstützung in einigen speziellen Fragen. Entschuldigt, dass ich in diesem Schreiben nicht konkreter werde, Ihr werdet es verstehen, sobald wir uns treffen sollten. Ich hoffe, Euch erreicht dieses Schreiben bei Zeiten und Ihr könnt Eure Zeit für mich aufwenden. Es deucht mir, dass es zu Eurem Schaden nicht soll sein.

Mit hochachtungsvollen Grüßen

Bothor dylli Memnos

Überreaktion

Was war denn heute nur mit Candidatus Voltan los? Ich weiß ja, er ist unerfahren und lebte bisher – wie irgendwie alle angehen Magier – sehr abgeschottet in seiner eigenen (Gedanken-) Welt. Aber das, wie er sich heute aufgeführt hat, hat mich doch etwas erschreckt, muss ich gestehen. Dabei fing alles so vielversprechend an:

Er stellte sich gemeinsam mit mir den Dämonen der gefallenden Festung in Gareth. Dann half er bis zur eigenen Erschöpfung Jane bei der Wundversorgung von Schwerstverletzten. Beides kann den Geist eines Menschen schweren Schaden zuzufügen. Doch er hat es scheinbar gut überstanden.

Dann nahmen wir ihn mit zu unseren denkwürdigen Aufträgen, liehen ihn sogar für längere Zeit von der Akademie aus, obwohl seine Prüfungen zum Adepten anstehen. Er nächtigte mit mir in der Wildnis und ließ sich interessiert alles zeigen. Er zeigte einen starken willen und lernte rasch sich zwischen uns zurecht zu finden. Man konnte ihn bei seiner Entwicklung gut zuschauen. Einzig seinen stets vorhandenen Argwohn konnte er nicht ablegen. Das will ich ihm auch nicht zur Last legen.

Aber heute? Was ist denn in ihn gefahren, dass er so die Beherrschung verlor. Und das als angehender Weißmagier. Es war nicht so, als würden wir das offene Meer ohne rettendes Ufer befahren. Auch sank das Boot nicht so schnell, als dass es unser Leben ernsthaft in Gefahr bringen würde.

Und die Opferung der Ziege war lange vorher bekannt. Ich hatte tatsächlich mit einer rituellen Tötung gerechnet. Und dass sie nun plötzlich weg war … nun gut. Ich weiß, dass es viele Dinge auf und um Dere gibt, die wir Menschen nicht begreifen können. Diese können wir nur als Teile dieser Welt betrachten und respektieren. Seine Reaktion scheint mir indes unangebracht.

Aber vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag. Oder vielleicht sitzt seine Furcht sehr viel tiefer als ich ahne. Jeder hat irgendwo seinen Schmerz. …

Oder das Buch Nehazets hat ihn irgendwie beeinflusst. Ich werde ihn auf jeden Fall im Auge behalten. Es wird noch viel Schreckliches kommen, sollte er bei uns bleiben. Es ist gut, wenn sich Delia um ihn kümmert. Obgleich sie selbst viel Schreckliches anrichten kann, scheint ihr Herz grundsätzlich am rechten Fleck.

Ein paar gedankenlose Atemzüge später …

Bothors Aktion war allerdings beeindruckend. Nun ja. Bei längerem Nachdenken schwindet leider das Imposante daran. Wir ankerten am Ufer. Der Weg war nicht weit. Er stammt von einer Insel, umgeben von Meer. Und Entitäten existieren nun mal überall. Aber vielleicht lag es schlussendlich nur an der nackten Brust … und … und an der Überreaktion von Voltan.

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Azinas Gedanken

die Kraft des Geistes oder des Willens

In den letzten Tagen verweilt Azina viel in ihren Gedanken. Nachdem die Feste gefallen ist und Galotta besiegt, räumen sie die Trümmer des Reiches fort und beschäftigen sich mit allerlei Dingen, die jedoch nicht ihre volle Aufmerksamkeit erlangen. Selbst die Aufdeckung des Paktierers konnte sie nicht dauerhaft von den Sorgen um ihre Situation ablenken Einzig dem Gefäß der Seelen, dem verhängnisvollen Henkersbeil, richtet sie ihren scharfen Blick. Und doch treibt sie etwas anderes um.

Wie viel Kraft benötigen wir im Kampf gegen den Vortex? Und wie viel vermögen uns die Götter zu geben? Nehazet ist überzeugt davon, dass wir unsere gegebenen Fähigkeiten trainieren können. Sie abrufen können, wann immer wir es wünschen. Als würden sie von einem selbst stammen. Das mag wohl in seiner Magietheorie funktionieren. Er birgt große astrale Kraft. Doch die karmale Kraft stammt doch von den Göttern. So funktioniert doch die Macht der Geweihten. Nun muss ich immer wieder an dieses Zwischenwesen denken. Es behauptete, wir seien mehr als die Geweihten. Was meint es damit?

Warum wurden wir auserwählt? Was ist unsere Bestimmung? Warum können wir fallen? Und warum ist es so wichtig, dass wir es nicht tun? Tragen wir selbst eine Art Kraft in uns die wichtig für unsere Spähre ist? Oder gab uns jemand diese Kraft den Frieden zu stören*. Und wer gab uns diese Kraft? Die Götter selbst, die Hoffnung in uns setzen? Oder gab sie uns der Feind, der ebenfalls seine verdorbene Hoffnung in uns setzt? Reine Seelen verderben die Macht. Oder dergleichen. Sind wir des Guten oder des Schlechten Diener? Und welchen Einfluss haben wir auf unsere Bestimmung? Ach, alles ist so ungewiss.

Ich weiß nur, dass ich auf keinen Fall möchte, dass unsere Welt untergeht. Ja, sie hat auch ihre schlechten Seiten. Die Missgunst, der Neid, all das Töten und den Spott. Doch auf ihr befindet sich sehr viel Schönes und hier leben viele gute Menschen. Doch allein schon die fazinierende Natur ist es wert erhalten zu bleiben. Das kann ich mit Gewissheit sagen. Die Schöpfung ist großartig. Und diese schützen wir. Weise ist der Name unseres Ordens. Es umfasst alles sein.

Wie kann ich meinen Anteil an dem Schutz verbessern? Die anderen haben alle ihre herausragenden Eigenschaften. Sie verstehen sich in der Ordens- und der Armeeführung oder der Magie und des Wissens. Doch was kann ich? Ich weiß, wie man in der Wildnis überlebt. Hervorragend! Da muss doch mehr möglich sein. Denn noch ist Aventurien kein unwirtlicher Ort, sodass sich diese Fähigkeiten voll entfalten könnten. Nie soll es ein solcher werden. Wir streiten dafür, dass es nicht dazu kommt, dass meine Fähigkeiten des Überlebens in karger Umgebung einmal entscheidend für den Fortbestand unserer Sphäre sein werden.

Nehmen wir nun einmal an, die Kraft steckt in uns oder in unseren heiligen Gegenständen. Wo genau ist zunächst einerlei. Was braucht es, um diese Macht zu entfesseln? Gelassenheit? Mut? Wut? Oder Willenskraft, wie Nehazet sage würde. Den Willen etwas tun zu wollen und zu können. Als Garnan mich meine mächtigen Fähigkeiten, wie die zweite Sicht oder das Eisschild, lehrte, tat er dies, indem er mich meinen Geist auf auf die Umgebung einstimmen ließ. Mich ganz auf meine wahre Natur zu besinnen und meinen Geist der Umgebung anzupassen. Der Umgebung anpassen. Das war nur bei der Lehre zur Sicht. Ich musste die Umwelt ganz besonders wahrnehmen, sie in mich aufnehmen. Oder meinen Geist über alles hinaus ausdehnen. Je nachdem, was ich mit diesen Kräften tue, ich muss ich stets mehr als meine Gedanken darauf zu richten. Ich muss es mir nicht nur vorstellen, was ich tun möchte, ich muss auch eine Art Geisteskraft darauf richten. Das funktioniert zumindest bei der zweiten Sicht. Während des Gezeitensturmes funktionierte es über den starken Willen, als ich den Eisschild über mehrere Menschen zugleich legen konnte, ich wollte es unbedingt. Es scheint mir eine andere Art von Geisteskraft zu sein.

Danach habe ich es oft versucht, leider mit nur mäßigem oder keinem Erfolg. So auch bei der Axt des Henkers, die viele Seelen gefangen hält oder beim öffnen des Limbus, um Nehazet zu befreien. Vielleicht ist mein Wille auch einfach zu schwach. Weniger denken, mehr fokussieren oder fließen lassen. Ist Wille und Geist das gleiche? Was zeichnet Stärke aus? Und wie kann man sie trainieren? Muss sie hart und beständig werden können oder muss sie sich ganz der Sache hingeben, sie ausfüllen können? Beides ist beim Entstehen des Eises gegeben.

Ich werde von nun an viel öfter meditieren und meinen eigenen Weg zur Quelle der Kraft finden.

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Azinas Gedanken

*stammt
aus dem Buch, das ich gerade lese: Die Chroniken des Thomas Covenant

Brief nach Hause 21. Peraine 1027 n. BF

Ahlan aram,

Großes hat sich zugetragen. Vorweg möchte ich euch sagen, dass es meinen Gefährten und mir gut geht.

Ich warnte euch in meinem letzten Brief vor einer Gefahr aus Richtung Rahja. Die Schwarzen Lande entfesselten vor kurzem unvorstellbares Grauen. Sie boten massives Kriegsgerät, hartgesottene Söldner, wandelnde Leichen, Ghule, Untote Oger, blanke Skelette und noch vieles mehr auf, um das Mittelreich zu vernichten. Begleitet wurden sie von einer gigantischen schwarzen Wolke, um das unseelige Heer vor Praios‘ Blick zu verbergen. Wie ein langer dunkler Wurm wälzte sich das Heer zunächst geradewegs auf Wehrheim zu. Nichts hielt ihn auf. Gehöfte wurden überrannt und Boronsanger geplündert. Ja, geplündert. Die Frevler schändeten die Toden und ließen sie wieder auferstehen, um sie gegen uns ins Feld zu führen.

Wir befanden uns gerade nördlich jener Reichsstraße in der schwarzen Sichel, um die letzten Greifen zu retten. Eine Sphinx schickte uns durch den Limbus am Feind vorbei nach Wehrheim. Während der wahrhaft unbeschreiblichen Reise warf ich einen Blick aus dem Limbus heraus in das Innere der schwarzen Wolke. Ich weiß nicht wie genau, aber es scheint mir, als könne mein … unser Wille viel Bewegen. Aber was ich erblickte war grauenhaft. Und ER bemerkte meine Anwesenheit. Mir lief es kalt den Rücken herunter als er mir seinen Namen zuraunte. Er lautete … RAHASTES, der Plagende, der dem der Hunger folgt. In seiner Wolkenerscheinung verbarg er eine große Anzahl von Irrhalken, riesige Fledermäuse und den schwarzen Knochendrachen Razzazor mit seinem Drachengefolge. Mir schwanden beinahe die Sinne ob der Übermacht. Aber ich hielt dem Blick stand.

Als wir schließlich auftauchten fanden wir auf unserer Seite vor Wehrheim ein rasch ausgehobenes Heer des Mittelreiches aus mehrheitlich Fußtruppen und daher ohne Verteidigung gegen Angriffe aus der Luft, außer den Bogenschützen, zu denen ich mich gesellte. Zum Glück spielte unser Feind seinen übermächtigen Vorteil nicht aus, sodass wir dem Unheil standhalten konnten. Selbst der Knochendrache ließ sich dazu herab mitten unter uns zu landen, sodass wir ihn bekämpfen konnten. Dabei stellte ich fest, dass der Runenspeer Firuns dem dämonischen Feueratem des Razazor standzuhalten vermag. Es gelang seinen Atem abzulenken, als ich ihn in seinen Rachen warf. Leider ohne weiteren Erfolg. Statt uns traf der Strahl leider andere Teile der Armee. Bothors Begleiter Tsatan führte von uns unbemerkt letztlich ein mächtiges Artefakt, den Stab des Vergessens, mit sich und setzte ihn gegen Razazor ein. Daraufhin floh der schwarze Drache und ließ das Feindesheer zurück.

Am Ende schlugen wir am Boden tapfer das Heer des Feindes, während Nehazet Rahastes vor den verblüfften Blicken der Praiosdienerschar mal eben in seinen Umhang bannte. Als die Wolke schließlich dadurch verschwand, offenbarte sie eine schwarze fliegende Festung mit sieben Türmen. Sie glich einer unheilvollen Krone. Mit unserem Sieg auf dem Mythraelsfeld zwangen wir den Feind zu einer Reaktion. Er entfesselte seine wohl schrecklichste Kraft. Er verdarb die Elemente mit seinem Magnus Opus, wie Nehazet ihn nannte, ein gewaltiges Inferno, das unser restliches Heer fast vollständig vernichtete. Tosende Winde brachten die ersten als lebende Energiequelle in die Feste. So wohl auch die strahlende Rohaja, Königin des Mittelreiches, die seitdem verschollen ist. Mir half meine Eisrüstung als Gegenelement zur Luft, die ich mit meinem Willen über eine Gruppe Soldaten ausweiten konnte. Dem übrigen Übel konnte ich knapp ausweichen. Unsere übrigen Gefährten ließen sich von Gargoyle nach oben zur Festung tragen, um sie im Inneren zu bekämpfen. Doch ich widersetzte mich ihnen und erschlug gar einen von ihnen. Doch durch göttliche Fügung trug es sich, dasss der Greif und Herold des Mittelreiches Obaran sich bereit erklärte mich zur Festung zu tragen und Galotta gemeinsam zu bekämpfen.

So trug es sich zu, dass ich zum Erstaunen aller Anwesenden, einschließlich Feldmarschall Leomar vom Berg auf einen Greifen stieg. Gemeinsam flogen wir der Festung hinterher, die sich rasch Gareth näherte. Im Inneren der Festung kamen wir gerade noch rechtzeitig, um meinen tapferen Gefährten im Kampf gegen Galotta beizustehen. Schließlich gelang es Nehazet ihn mit einem Tee von Dexter zu vergiften, während wir seine schrecklichen Diener bekämpften. Mit seinem Tod stützte auch die Festung ab. Leider genau über der Stadt des Lichts. Während die anderen sich in einer Art Rettungskampsel in Sicherheit brachten, durfte ich noch einmal auf dem Greifen hinunter in die Stadt des Lichtes fliegen. Dort offenbarte sich uns das schreckliche Schicksal der Stadt Gareth: Ein dämonenverseuchtes Trümmerfeld.

Nun sind wir derweil dabei das unsägliche Leid der Menschen in Gareth zu lindern. Wir bergen und behandeln Verletzte und löschen dämonische Reste der zerstörten Feste aus, während wir für Dexter wichtige geheime Aufträge erfüllen.

Wir sind nun Ehrenbürger der Stadt Gareth. Ich sende euch den Bürgerbrief. Die Leute erkennen uns und unseren Orden. Janes Krankenstation hat vielen Menschen geholfen. Ich denke sie wird dauerhaft Bestand haben und ausgebaut werden. Die 200 Dukaten jeden Götterlauf habe ich ebenfalls zu euch senden lassen, wobei es möglich ist, dass die Geldvorräte Gareths sich zunächst erholen müssen. Den goldenen Orden von Kaiser-Rauls-Schwertern trage ich mit stolz.

Wir reisen nun nach Elenvina, um vor dem Reichskonkreß über die Schlacht vor Wehrheim auszusagen.

Magus Nehazet ist im Limbus verschwunden. Wir wissen noch nicht, wie wir ihn da herausholen sollen. Auch die gesamte Expertise der Stadt vermag dafür keine Lösung zu finden. Vielleicht schafft er auch das wieder allein und taucht dann irgendwo wieder auf. Ich gebe zu, ich mache mir nur wenig sorgen. Auch wenn ich mit meiner zweiten Sicht kurze Ausschnitte aus den parallelen Welten sehen konnte und sah, wie er an vielerlei Orten weilt. Bestimmt nutzt er seine Zeit gut. Ich habe gelernt, dass mein Wille vieles zu tun vermag. Wir müssen ihn stärken.

Das Land selbst ist im Aufruhr. Rohaja ist immernoch verschollen und Emer Ni beneien wurde von Razzazor entführt. Wir tun unser Bestes. Passt auf euch auf.

Dare azid

Eure reisende Azina

Ein neuer Orden – Kapitel 1

Aventurischer Bote 25. Peraine n. BF

Ein neuer Orden rettet das Mittelreich. Der Schutzorden der Schöpfung wurde angeführt vom jungen ruhmreichen Reichsritter und Turniersieger zu Gareth im Götterlauf 1027 nach Bosparans Fall, Sieghelm Gilborn von Spichbrecher.

Dieser selbstlose Orden, der sich offenbar zum hohen Ziel gesetzt hat die ganze Schöpfung der Götter zu schützen, stellte nicht nur eine ganze Kompanie seiner eigenen Truppen in der Schlacht auf Mythraelsfeld vor Wehrheim, sondern trug entscheidend zum Sieg über den Dämonenkaiser Gaius Cordovan Eslam Galotta bei. Hier ist die ganze Geschichte ihres Wirkens während der Rettung des Kaiserreiches im Peraine des Götterlaufes 1027 n. BF. Zusammengestellt aus den Berichten von vielen fassungslosen Augenzeugen:

Reo Brodbäck erzählt von der Schlacht vor Wehrheim:

Die Lage schien aussiehtslos. Wir standen dem größten Schrecken gegenüber, den man sich vorstellen konnte. Unzählige Skelette, Ghule und sonstiges vermodertes Leichentum. Eine Verspottung Borons, die unzähliges Leid in unsere Reihen brachte und die Männer in den Wahnsinn trieb, sodass sie sogar ihre eigenen Kameraden angriffen. Und inmitten unserer Stellungen, direkt an der Front stand die Kompanie mit dem schwarzen Banner des Schutzordens der Schöpfung. Ich wusste erst nicht, zu welchem Orden das Banner mit dem Halbmond und dem Tropfen gehört, dass seine Träger so würdevoll und zuversichtlich hoch erhoben in die Schlacht trugen.

Die Reiterei wurde von einer sehr schönen Frau in einer Lederrüstung angeführt. (Anm. d. R. das war die Gelehrte Jane Peddersen, nunmehr aktuelle Ordensgroßmeisterin, während direkt an der Front der Reichsritter von Spichbrecher höchstselbst die Infanterie anführte). Nur dank dieses Ordens, der in seiner Mitte die Priesterschar des Praios barg, die dem Schrecken einhalt Gebieten sollte, konnten wir überhaupt vorrücken. Der Reichsritter, der die Infanterie anführte, war nicht aufzuhalten. Selbst als der „König der Untoten“ den tapfersten unter uns zum Kampfe forderte und unseren ruhmreichen Rondrasil Löwenbrand, den Heermeister der Rondra, besiegte, sprang er ein und besiegte ihn in einem atemberaubenden Zweikampf.

Es gab noch weitere bemerkenswerte Ordesmitglieder. Als eine Reihe von vier riesigen Knochenogern sich regelrecht durch unsere Reihen pflügte, drängten sie vor und stellten jeder einen dieser Unholde mit ihren fantastischen Fähigkeiten. Außer der schönen Reiterin und dem Ritter, waren da noch ein von Schatten umhüllter bärtiger kräftiger Mann und eine junge wilde Tulamidin dessen Speer eine unglaubliche Durchschlagskraft hatte.

Als dann dieser verfaulte Drache mitten auf dem Schlachtfeld landete, glaubten wir uns schon verloren. Doch wieder waren es diese vier Helden, die sich aus der Formation lösten und die den Kampf aufnahmen. Sie konnten den Drachen schließlich vertreiben.

Akulut Fingorn Lassan sah noch einen weiteren Ordensmeister:

Da war dieser südländische Magier. Mitten auf dem Schlachtfeld stand er neben uns, als wir mit unseren Gebeten den Wolkendämon bannen wollten. Er legte einfach seinen Umhang auf dem Boden, auf dessen Innenseite ein kompliziertes Symbol gemalt war, und murmelte in seinen schwarzen Bart vor sich hin. Kurz darauf, noch ehe unser Gebet endete, zog es den gewaltigen Dämon in diesen kleinen Umhang. Wir waren sprachlos und geschockt.

Weiter mit Reo Brodbäck:

Und dann sahen wir sie. Die fliegende Festung, die die Wolke verbarg. Aus ihr kam ein heftiger Sturm. Ich hatte das Glück in der Nähe der wilden Tulamidin zu sein. Sie schütze mich und viele andere mit einem eisigen Schild. Ich war ihr so nahe, dass ich das firungefällige Amulett auf ihrer Brust sehen konnte. Es zeigte einen Eisbären.

Unsere Armee wurde fast komplett vernichtet. Doch die Tulamidin geleitete uns zum Feldmarschall und sprach mit ihm. Danach erschienen eine Phinx und ein Greif und die Tulamidin stieg auf den Greif und flog der Festung hinterher!

Burgol Wollweber weiß noch berichten:

Als die Naturkatastrophen endeten, sah ich, wie sich der Reichsritter mit dem gezackten Schwert, von einem dieser geflügelten Steinwesen freiwillig hat zur fliegenden Festung hinauftragen lassen.

Als dann fliegende Festung über Gareth auftauchte und um sie herum ein heftiger Luftkampf entbrannte, muss offenbar etwas in der Festung geschehen sein. Mitten im Kampf stürzte sie unvermittelt über Neu-Gareth ab. Später wurden die vier Ordensmeister lebendig und helfend in der Stadt gesichtet. Es wurde auch eine weitere Person gesehen: Eine schöne rothaarige Frau mit einem Kampfstab, die ebenfalls ein Amulett trug. Dieses Mal jedoch ein rotes.

Die wilde Tulamidin landete sogar auf einen Greifen in der zerstörten Stadt des Lichtes und hielt eine kurze Ansprache. Viele Gläubige und Prieser sanken vor ihr auf die Knie. Leider ist es mir nicht gelungen ihre Worte festzuhalten. Ich hörte nur, sie versprach den Menschen Hoffnung. Offenbar ist dieser Orden fest entschlossen, uns alle zu beschützen. Hoffen wir, dass es ihnen gelingt.

Ich fasse oben beschriebene Worte noch einmal zusammen. Diese großartigen Menschen kämpfen nicht nur in einer der größten Schlachten aller Zeiten und führten dort die Wende herbei. Nein, sie beendeten vorerst den Krieg gegen die schwarzen Lande indem sie die fliegende Festung abstürzen ließen. Natürlich gibt es auch kritische Stimmen, dass die Festung ausgerechnet auf die Stadt des Lichts fallen musste. Hätte man das nicht verhindern können? Aber ich sage und schreibe: Was wäre passiert, wenn diese … HELDEN … nicht gewesen wären? Wehrheim wurde vernichtet. Sollte in Gareth das gleiche Schicksal ereilen? Nein! Danke, Schutzorden der Schöpfung, danke!

Ich würde mich freuen, wieder über den SOS zu schreiben. Vielleicht spielen sie noch eine Rolle in den kommenden chaotischen Monden.

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Aventurischer Bote 25. Peraine n. BF

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