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Monatsarchive: Dezember 2017

Ein Brief über Bier, Pfade und andere frohe Kunde

Verehrter Traviahold,

der heilige Travinian möge auf dich herabblicken, mein geliebter Bruder. Ich wende mich an dich, um meine Gedanken zu Ordnen. Ich schreibe dir diese Zeilen gerade aus Punin, und zwar aus einem kleinen Anwesen unseres zaudernden Freundes Nehazet. Die Ereignisse zwangen uns rasch zu handeln und so schnell wie nur möglich hierher zu kommen. Wir mussten dafür dieses luftige Zauberwerk nutzen, mit jenen mich Nehazet einst aus Hammerschlag in den Balash geholt hatte. Du erinnerst dich bestimmt, ich erzählte dir davon. Doch eins nach dem anderen:

Die Probebrauung des „Roten Pilgers“, welches zu mir zukommen ließest, mundet wahrlich köstlich! Man schmeckt darin die Kraft und die Leidenschaft eines echten Darpaten! Vollmundig und würzig, so wie ein Bier sein soll. Sogar so gut, dass es selbst einem weintrinkenden Horasier mundet. Ja du liest richtig, einem Horasier! Genau genommen einem Inselbewohner, einem Zyklopäer. Sein Name ist Bothor und er wurde in unserem Beisein in El’Trutz von dem schweigenden Gott erwählt. Vielleicht hätte ich vorher erwähnen sollen, dass du dich setzen sollest. Ja auch hier liest du richtig. Wir haben einen neuen Auserwählten gefunden – er ist leider Horasier. Ich habe ihn zwar noch nicht streiten sehen, aber er scheint nicht ganz kampfuntauglich zu sein, da er von einer Kriegerakademie von dort kommen soll. Ich habe jedoch noch nie davon gehört, dass es dort überhaupt eine gibt. Wusstest du, dass bei den renommierten Feuerlilien einen horasischen Schwertmeister gibt? Sein Name ist Plinian von Kalarkis – ich hatte ein paar Lehrstunden bei ihm. Ich habe ihn jedoch nie richtig respektiert, da er einen undarpatischen Kampfstil hatte. Wir nannten ihn Aufgrund seiner Namens unter uns Schülern immer „Die Kakerlake“, wohl auch als Verballhornung, da er die ganzen Waschungsritualle viel länger fröhnte als alle anderen – doch ich schweife ab.

Ich offenbarte ihm seine Bestimmung. Dass er von nunan unserem Pfad zu folgen habe und es sein Schicksal sei, sich Borongefällig zu verhalten. Ich offerierte ihm auch die Aufnahme in den Orden. Nehazet und Jane sprachen sich jedoch dagegen aus, sie wollen, dass er sich selbst dafür entscheide und rieten ihm nach Punin zu reisen um den Patriarchen zu seiner Bestimmung zu befragen. Die nächsten Tage erhielt dieser Zyklopäer dann prophetische Visionen, welche später, von seiner Erhabenheit Bahram Nazir selbst als wahr eingestuft wurden. Oh an dieser Stelle möchte ich dich bitten – falls du es nicht ohnehin schon tust – dich zu setzen. Eine Vision offenbarte uns, dass die Warunkei dabei ist wohl einen Feldzug zu starten. Der Heptarch Rhazzazor ist erwacht und scharrt dunkle Truppen umsich. Ein Brief geht aus diesem Grunde auch deine Frau Gemahlin, der Anweisungen enthält über die sie dich bestimmt noch in Kenntnis setzen wird. Ich habe natürlich sofort der Reichsregentin geschrieben und sie darum geben die Frühlingsturnei, zu der ich eingeladen bin um zum Reichsritter geschlagen zu werden, abzusagen. Oh, das hätte ich wohl vorher schreiben sollen? Mich erreicht ein Schreiben vom Reichstruchsess Fingorn, der mich einlud an der Frühlingsturnei in Gareth teilzunehmen, um im Anschluss dann zum Reichsritter geschlagen zu werden – was aus politischer Sicht sicherlich interessant ist, aber darum soll sich deine Schwiegermutter kümmern. Dass ich zum Ritter geschlagen werde, und das auch noch von der Reichregentin höchstpersönlich, bei meiner Treu, das hätte ich mir in kaum erträumen können.

Grüß bitte deine Schwiegermutter von mir. Achso: Glückwunsch übrigens! Es freut mich, dass mein Bruder in bälde Vater wird! Ich schreibe dir wieder, sobald ich die Zeit dazu finde.

Ich verbleibe, mit rondrianischen Grüßen,

dein dich liebender Bruder, Sieghelm

Gassi im Nirgendwo

Im Phex 1027

An einer staubigen Straße im Nirgendwo ist nur das leise aber hastige Tapsen von kurzen Hundebeinen zu hören, welches nur vom gelegentlichen knarzen und metallenen Scheppern einer hochwertigen Metallrüstung übertönt wird. Ordensgroßmeister Sieghelm kneift die Augen zusammen, als er über die trockene und steinige Ebene schaut, während Pagol – sein treuester Begleiter – nach einem Ort ausschau hält den er bewässern kann. „Vermisst du auch die saftigen Wiesen Darpatiens, Pagol.“ beginnt Sieghelm mit nostalgischer Stimme das Gespräch – oder wäre ‚Monolog‘ das passendere Wort dafür? Pagol schnuppert vorsichtig an einer vertrockneten Pflanze. „Ich auch … “ raunt er. „Praios straft dieses Land mit einer schier unerträglichen Hitze. Die gebende Göttin versagt ihm ihr wohlwollen und lässt kein einzig anständig Kraut wachsen.“ Sieghelm wendet seinen verkniffenen Blick vom Horizont ab und blickt nach Pagol. Dieser scheint ebenfalls unzufrieden mit dem Ort und schaut seinerseits nach seinem Herrchen. „Vielleicht ist es dort hinten besser.“ spricht er und nickt in Richtung einer weiterer Steingruppe.

Hastig eilt Pagol an die Seite seines Herrchens, dabei hat Mühe er mit ihm mitzuhalten. „Was hältst du eigentlich von dem neuen – dem Zyklopäer?“ Der Krieger hält sich die Hand vor die Augen, um ohne die selbigen kneifen zu müssen zu Pagol schauen zu können. Doch der Dackel starrt nur schnurstrack nach vorne. „Hmm, vielleicht hast recht – es ist noch zu früh für eine Meinung.“ Nachdenklich stößt Sieghelm einen Kieselstein beiseite. „Der schweigende hat ihn auserwählt, wie es scheint. Ganz gleich was ich oder die anderen von ihm halten, es ist fortan sein Schicksal dem ihn vorgezeichneten Pfad zu folgen. Tut er dies nicht, wird sein Anker fallen und unsere Gemeinschaft vor größere Probleme stellen.“ Da das Gespräch plötzlich an Tiefe gewonnen hat, bleibt Pagol kurz stehen und schaut zu seinem Herrchen auf. Er legt seinen Kopf ein wenig schief als würde er eine Frage stellen wollen. „Verstehst du es nicht? Wenn dieser Bothor nicht seinem Schicksalspfad folgt, wird er ein Diener des Blutkaisers und wird fortan gegen uns streiten – wie einst Tornado.“ Der Blick des Hundes wendet sich ab, mit der Nasenspitze schnüffelt er an einem trockenen Büschel Gras. „Was? Ist dir das etwa egal?“ platzt es aus Sieghelm empört heraus, wobei seine Rüstung einen bedenklichen Quitscher von sich gibt. „Darüber hatten wir schon gesprochen!“ – wettert er in erhöhter Lautstärke hinterher. Doch Pagol lässt sich davon nicht irritieren. Seine Nase wandert von dem Grasbüschel zu einer vertrockneten Eidechse. Sieghelm fällt die Kinnlade herunter, perplex schaut er sich hilfesuchend nach Unterstützern um, die ihm bei seiner Meinung bekräftigen könnten. Doch als er bemerkt, dass nur er und sein Hund hier sind, konzentriert er sich wieder. „Hör zu …“ beginnt er im leiseren aber belehrenden Tonfall. Wobei er mit seinen Händen bedeutungsschwangene Gesten in die Luft, zur Untermauerung seines Arguments zeichnet. „Ich weiß, dass du der Meinung bist, dass es das Schicksal ist, dass manche Anker fallen MÜSSEN – da es uns im Kampf gegen den Blutkaiser dichter zusammenrücken lässt.“ Pagol wendet sich von der Eideche angewidert ab und tapst hastig um einen größeren Stein herum – Sieghelm eilt genervt und belehrend hinterher. “ … aber ich bin der Meinung, dass jedes Leben kostbar ist und wir es uns nicht leisten können die Jenseitigen zu stärken. Jeder muss gerettet werden, ob er will oder nicht! Und das können nur wir – bei Farmelors Schuppen – wenn er UNSEREM Pfad folgt!“ Sieghelm sticht beharrlich mit seinem Finger in einen in der Luft gedachten Pfad. Der Leutnant scheint inzwischen den Ort seiner Begierde gefunden zu haben und hebt an einem dicken und kantigen Stein seine Hinterpfote. Sieghelm, der ohnehin schon in der Hitze in seiner schwarzen Rüstung brütet – kocht nun vor Wut. Wohl auch, da es seinem treuesten Weggefährten kein bisschen zu interessieren scheint, was er da gerade gesagt hat. Er stößt einen wütenden Schnaufer aus, der fast einen Mindergeist erschaffen hätte, und dreht sich wütend zur Seite weg. Unglücklicherweise genau in Richtung der Praiosscheibe. Zuerst verkneift er wieder die Augen, doch durch seine aufkeimende Wut und seinem allgemeinen Hass auf dieses trostlose – von den Göttern verlassene Land – hebt er wieder wütent die Hand vor die Augen. Ein leises Plätschern unterstreicht die unidyllische Stimmung.

Leise aber hastige Pfotenschritte nähern sich dem Ordensgroßmeister von hinten. Dieser schmollt jedoch noch immer und badet sich gerade in seiner Wut. Für Sieghelm ist es unverständlich, dass seine Gefährten – und damit meint er Nehazet und Jane – ihm nicht sofort zugestimmt haben. Gerade sie, müssen doch wissen, wie wichtig ihre göttliche Queste ist. Dass der Wille des einzelnen nicht so wichtig ist, wie das Wohl der Gemeinschaft. Doch sie können es nicht verstehen – sie sind keine Darpaten, denn nur echte Darpaten wissen, was es heißt, nicht nur an sich zu denken, sondern für das Wohl aller im Mittelreich zu arbeiten. Sie sind Individualisten, die denken, dass jeder eine freie Wahl haben sollte. Freie Wahl? Das ist wider der praiosgefälligen Ordnung und führt unweigerlich zu Anarchie, Hunger und Elend. Und genau ist es was uns schwach macht – und ein schwaches Darpatien, ist ein Geschenk für ein erstarkendes Warunk. Solange es noch Darpaten gibt, die mit stolz stets einen Schritt mehr gehen als andere, die stets nicht an sich, sondern an die Gemeinschaft denken, werden die schwarzen Landen keinen Schritt Land gewinnen. „Keinen Schritt!“ zischt Sieghelm zwischen zusammengebissenen Zähnen wütend hervor und dreht sich dabei achtlos nach Pagol um. Der Dackel erschrickt, als sein Herrchen sich so wutentbrannt zu ihm wendet und macht einen Hüpfer nach hinten. Zuerst verängstigt, doch dann sich seiner Jagd-Erziehung ergebend, knurrt Pagol mutig zurück. Die Blicke der beiden treffen sich, und beide fletschen für einen Moment die Zähne. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ ermahnt der Ordensgroßmeister und macht dann auf dem Hacken kehrt zurück zu Karawane der Individualisten. Pagol bleibt noch einen kurzen Moment in der Angriffshaltung stehen und tapst dann ebenfalls wütend hinterher.

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