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Bruder Delphinion

Dokos-Eintrag vom 26. Phex 1012 BF

-was bisher geschah-

 

Am Morgen erreichte uns die Nachricht, dass Charaz-Gatai die Stadt verlassen hat. Zu unserer aller Überraschung zusammen mit Gamba. Das erleichterte uns einiges, haben wir doch einen Großteil der Planung damit verbracht uns zu überlegen, wie wir gegen ihn vorgehen können. aber die Konfrontation ist wohl eher nur aufgeschoben, statt aufgehoben.

Als letzte Handlung vor dem Aufstand beschlossen wir noch, den Rondra-Tempel beiseite zu schieben und uns darum erst zu kümmern, wenn die Stadt befreit wäre. Danach kehrte Ruhe ein im Peraine-Hain. Jeder bereitete sich auf seine Weise auf das vor, was kommen würde. Ich hielt Zwiesprache mit meinem Herrn, doch nicht er war es, der mir antwortet. Es war Scraan! So verwirrend die Drei-Götter-Konstellation war, so sehr lässt mich es hoffen, dass Scraan nicht Tod, sondern nur verschüttet ist. Ich weiß nicht, ob es für göttliche Zustände sterbliche Worte gibt… Seine Worte allerdings erschienen mir erschreckend bedeutungslos. Aber vielleicht sah er weiter, als ich bisher sehen konnte.

Über den Aufstand selber fällt es mir schwer etwas zu schreiben. Soweit ich hörte hat alles geklappt wie geplant und die Orks sind vernichtet. Ich hatte ganz andere Probleme: Ich übernahm das Läuten der Glocke im Rahja-Tempel, als auf dem Platz der Sonne Tumult ausbrach. Jedoch nicht nur wegen den Glocken, dem Amboss und der hellen Sonne am Himmel (zu Mitternacht), sondern wegen dem Vampyr, der sich im Himmel erhob. Anfangs fuhr er nur auf die Orks nieder, doch als seine Kinder in erschreckenden Massen auf den Platz strömten, um ihren Durst zu stillen, fürchtete ich um jede Menschenseele. Und so bot ich ihm die Stirn. Nur Dank der Gnade meines Herrn und der Hilfe meiner Freunde, denn das sind meine einstigen Gefährten für mich geworden, überlebte ich. Anders, als der Gehäutete. Er verging im Regen zu Asche, so wie seine Kinder. Nur Eines ließ er zurück: Das Henkersschwert. Und im Moment seines Todes spürte ich das Wesen beider. Ich schreibe es hier nicht nieder, denn nur das Vergessen hilft dagegen. Nachdem wir uns erholten – eine Feuerexplosion des Magiers hatte Sartassa und mich nahezu dahingerafft – und uns kurz des Sieges erfreuten, nahm ich das Schwert an mich und setzte mich in die dunklen Gassen Greifenfurts ab. Das Schwert befindet sich nun an einem – vorübergehend – sicheren Ort. Und niemand wird ihn von mir erfahren.

Jetzt sitz ich hier auf den Stufen des Rahja-Tempels und beobachte die Stadt, wie sie nicht weiß, ob sie schlafen oder leben soll. Zumindest wir sollten schlafen. Auf uns warten ab morgen genug Aufgaben.

Wenn die See ruft…

Dunkel war das Haus und still. Die einzigen Geräusche in der Nacht kamen vom Nieselregen, der gegen die Scheiben traf und vom Wind, der das Holz knarzen ließ. Delphinion lag wach in seinem Bett, seine Gedanken waren aufgewühlt wie die stürmische See. Der Zustand Greifenfurts hatte ihn sehr mitgenommen, immerhin waren alle Geweihten schrecklich niedergemetzelt worden. Der Streit am Abend mit Stordan hat ihm dann den Rest gegeben. Was soll er machen? Was sollen SIE machen? Wie soll das jemand wissen? Sie befinden sich in einer Situation, die es seit Göttergedenken nicht gab. Somit gab es auch keinerlei relevante Referenzen, was sie tun könnten. Eine schreckliche Situation.

Plötzlich steht Delphinion auf, nimmt seine spärlichen Sachen und begibt sich nach unten in die Küche. Es gibt nur einen, den er um Rat fragen kann: Seinen Herrn. Trotz seiner Unergründlichkeit die einzige Konstante seines Lebens. Nur mit seinem Speer, aber wieder mit seiner Robe geht er in den Innenhof und setzt sich im Regen auf den Rand des Brunnens.

„Zu uns hinauf, Astateon, sende Dein Sinnen, auf uns hinab senke Deine Gabe! Öffne Deine Pforten für eine Ahnung Deiner Gestade und sende Deinem göttlichen Diener einen Möwenschrei, auf das er wisse, wohin ihn die Strömung zu leiten vermag!“

Kaum hatte er die aurelianischen Worte zu sprechen beendet, als eine Möwe schreiend sich vor ihm nieder ließ und ihn mit stechenden Augen anblickte. Wie ein Blitz durchfuhr ihn der Blick und er sprang sofort auf, rannte in die Küche und holte seine Sachen. Als er in dem Türrahmen stand und in den Hof blickte, sah er die Möwe ruhig in der Luft schweben. Langsam drehte er sich um und ging wieder zum Küchentisch. Ganz ohne Nachricht konnte er nicht verschwinden und so nahm er Pergament und Tinte und schrieb nieder:

„Wenn die See ruft und die Möwe den Weg zeigt kann der Seemann nicht bleiben sondern muss den Anker lichten. Ahoi“

Als er wieder in den Hof trat schwebte die Möwe langsam über den Bretterzaun in die dunkle Gasse hinein. Ohne zu zögern schwang sich Delphinion über den Zaun hinterher und ging in die schwarze Nacht hinein…

Dokos-Eintrag vom 12. Phex 1012 BF

-was bisher geschah-

 

Am Tag nach des Mohas Tod war die Stimmung in der Gruppe angespannt. Daran konnte auch die ehrende Anwesenheit seiner Eminenz und Sartassas nichts ändern. Obwohl seine Eminenz interessante Neuigkeiten hatte. Mit dem Richtspruch gestern Abend brach der Großinquisitor den vorher verhandelten Vertrag um des Mohas Leben mit Leutnant Stordan. Und scheinbar ist Praios nicht ganz so allmächtig, denn der Fuchs vernichtete einen Vertrag zwischen dem Kaiserhaus und der Familie des Großinquisitors. Wir erfuhren zusätzlich noch, dass der Moha im Haupttempel vor der Statue des Götterfürsten vor den Augen seiner Eminenz starb. Für einen Wilden sehr ehrenvoll.

Wahrscheinlich um uns abzulenken habe wir die letzten beiden Tage außerhalb der Stadt des Lichts verbracht. Sartassa führte uns in den Reichsforst und brachte uns die Natur näher. Was nicht schwer ist, da sie uns allen sehr fern ist. Also mir zumindest die wäldliche Natur. Die wässrige ist durchaus mir nah. Nach einer doch ereignisarmen Nacht folgen wir am nächsten Morgen der von der Elfe gelegten Spur und ich entdecke sogar ihre Fallen, ohne dass wir in sie hineingeraten. Sartassa ist recht stolz auf uns – verdientermaßen wie ich finde.

Auf dem Rückweg nach Gareth erwischen wir zwei Bauern, wie sie einen Hirsch geschossen haben. Eigentlich steht darauf der Tod, aber wir – die wir demnächst Offiziere der KGIA sind – lassen Gnade vor Recht ergehen. Zu meiner Rechtfertigung will ich festhalten, dass ich mich  der Entscheidung des Leutnants lange widersetzt habe, aber ich habe mich dann spontan umentschieden. Wir Drei adligen Geblüts entschieden uns schlussendlich den Hirsch selber geschossen zu haben, ich entschädigte die beiden Bauern mit einem Dukaten. Der Wald entließ uns mit einem lachenden Fuchs und es wurde noch besser, da Frau Oberst von Seewiesen, die uns im kaiserlichen Palast empfing, den Hirsch ohne Strafzahlung abnahm. Praios scheint derzeit seine allsehenden Augen nicht auf uns zu richten. Vielleicht stimmt es, dass man am sichersten ist, wenn man sich möglichst dicht an der Gefahr aufhält.

Da wir erst zu Sonnenuntergang wieder in die Stadt des Lichts zurückkehren sollten, besuchte ich nochmals den Tempel des Herrn. Diesmal in Begleitung Lumins. Es war ein bemerkenswerter Besuch, denn er erzählte mir davon, dass er einen Gwen-Pertyl-Stein besitzt. Wie es sich gehört stritten wir über die theologische Bedeutung des heiligen Lichts, denn er behauptet, die Steine wären Teile Madas und aus ihr wären die ersten Magier entstanden. Verrückt! Aber wir einigten uns darauf, dass unsere Meinungen sich nicht völlig widersprachen. Ebenso verrückt! Nun sitze ich wieder in meinem noblen Gefängnis und warte auf die nächsten Lehrstunden am morgigen Tag. Fast freue ich mich schon auf die Reise nach Greifenfurt, so gefahrvoll sie sein wird. Aber alles ist dann doch besser als diese triste Stadt des Lichts.

Dokos-Eintrag vom 10. Phex 1012 BF

-was bisher geschah-

 

Heute zur Mittagsstunde fanden wir uns alle wie erwartet vor der Pforte des Lichts ein. Nur der Zwerg fehlte, er ist zurück in seine Heimat, um sein Volk für den Krieg zu rüsten und in jenen zu führen. Ich fragte mich, ob der Moha und Lumin die Begegnung mit dem Inquisitor überleben würden, Praioten haben ja teils extremistische Vorstellungen. Aber der Leutnant und ich haben ihnen die wichtigsten Regeln eingeschärft und wenn sie die einhalten, dann klappt das. Dachten wir. Jetzt wissen wir es zumindest teilweise besser.

Zu unserer allergrößten Überraschung empfing uns seine Eminenz persönlich im Haupttempel und kaum konnten wir uns ihm standesgemäß vorstellen redete er auch schon auf uns ein. Wir sind nun zusammen mit Oberst Sartassa und der jungen Dame Rontja – ein wunderhübsches Mädchen – Teil der Operation „Greifenschlag“. Wobei es falsch scheint zu sagen, dass wir ein Teil davon sind, ich glaube wir sind alles, was für dieses Niederhöllenkommando geopfert wird. Opfer sind wir, denn unsere Aufgabe ist es sich in das vom einem ORKHEER besetzte Greifenfurt durchzuschlagen und dort den Widerstand zu organisieren. Ich weiß zwar nicht, was fünf Personen groß ausrichten sollen, aber wer weiß, ob das überhaupt jemand weiß…

Für die nächsten Tage werden wir als „Gäste“ untergebracht, ich fühle mich eher wie ein besserer Gefangener, wir dürfen die Tempelanlagen nicht verlassen. Man muss der Inquisition lassen, dass sie sich grundlegende Gedanken über unsere Ogeraufgabe gemacht hat, immerhin bekommen wir mehrere Lehrmeister für Dinge wie Kriegskunst, Reiten, Überleben in der Wildnis und so weiter. Allerdings war die erste Lehrstunde die wasserloseste Ebbe meines Lebens. Meister Tankret, ein Mitglied der Vinsalter Oper, mag zwar ein Meister seines Fachs zu sein, aber wer verkleidet sich denn freiwillig? Das spannendste an dem Unterricht war der Besuch eines Bannstrahlers, der uns auf Oberst Marcian ansetzte, doch wir gingen nicht wirklich darauf ein. Wobei, ich vergaß die neue Redseeligkeit des Herrn von Spichbrecher. Sicherlich geschuldet dem Gespräch zwischen ihm und Rontja – seiner Nichte zweiten Grades oder so – dass sowohl Lumin, als auch ich belauschten, aber trotzdem. Er gab nun endlich preis, dass er Leiter eines Handelshausen mit mehreren Kontoren in ganz Aventurien ist. Und, dass seine Familie in Greifenfurt festsitzt. Der arme Mann, ich versteh ihn jetzt viel besser und kann ihn jetzt endlich gebührend respektieren. Ein Fakt, der ihn fürchterlich aufregte – so ganz verstanden habe ich den Mann immernochnicht.

Der heutige Tag endete tragisch für unsere Gruppe. Wir aßen grade ganz vorzüglich zu Abend, als unser Essenssaal von einer Gruppe Bannstrahler unter Führung seiner Eminenz und dem Großinquisitor Praiodan nahezu gestürmt wurde. Sie beschuldigten den Moha des Diebstahls – scheinbar zu recht. Es tut mir leid um ihn, aber wer einen solchen schwerwiegenden Frevel begeht muss brennen. Handelsmeister Stordan wollte noch verhandeln, doch der Moha machte durch eine spektakuläre Flucht alles zunichte. Wo er jetzt wohl ist? Ich fürchte es ist egal. Während ich diese Zeilen schreibe höre ich den Großinquisitor die große Richtspruch-Liturgie beten. Praios findet die Schuldigen überall.

Kann ich von einem Frevel des Götterfürsten sprechen, wenn mitten in der Nacht die Wolken meines Herrn weggeschoben werden, die Lichter des Fuchses verblassen, Mada sich wegdreht und der Güldene sein Urteil fällt? Nun, als Oberster Herr Alverans hat er jedes Recht dazu, doch eine gewisse Dreistigkeit lässt sich nicht leugnen. Nichtsdestotrotz werde ich innerhalb dieser Mauern meine Zunge zügeln.

Dokos-Eintrag vom 09. Phex 1012 BF

-was bisher geschah-

 

Ich weiß garnicht, wo ich anfangen soll. In der letzten Woche sind so viele verwirrende Dinge geschehen. Nach der Audienz bei Prinz Brin wurde uns für einige Tage frei gegeben. Erst am 5. Tag des Mondes sollten wir wieder in der Garnison antreten. Ich verbrachte die Tage mit meiner Sylvia, ich brachte ihr meinen Herrn durch einen Besuch des Tempels näher und bediente mich mit ihr und Lumin in den Geschäften der Stadt. Es ist erstaunlich schwer 100 Dukaten auszugeben. Ich habe Sylvia Schmuck zum Geschenk gemacht. Damit das Geldsäckel nicht so schwer wiegt und lange Finger anzieht haben wir uns in der Nordlandbank Wechsel ausstellen lassen. Wir haben alle das Gefühl, dass die Queste noch nicht am Ende ist.

Der Antritt in der Garnison war sehr kurz. Der Fähnrich-Leutnant, der Moha, Argobrax, Lumin und ich bekamen eine Einladung aus der Stadt des Lichts. Wobei, bekommt man von Ehrwürden Dexter Nemrod Einladungen, oder Befehle? Zumindest war für uns alle klar, dass wir wie gehießen morgen zur Mittagsstunde an der Pforte des Lichts stehen werden. Man widersetzt sich dem Götterfürsten nicht.

Bis dahin war ich weiter mit Sylvia zusammen. Und ich weiß nicht, ob ich einen Fehler beging… Meine Neugierde trieb mich dazu sie nach ihren Eltern zu fragen, sie wich aus. Allerdings setzte ich mich mit der Forderung eines Besuches ebenjener durch. Beziehungsweise ihres Vaters, die Mutter ist schon bei Boron. Ihr Elternhaus steht in einer ganz passablen Gegend, doch was mich im gemütlichen Wohnzimmer erwartete spottete jeder Schelmerei: Korporal Zoltan! Gut, ich habe derzeit den gleichen militärischen Rang und stehe gesellschaftlich über ihm, aber hätte das Weib nicht mal vorher erwähnen können, dass er ihr Vater ist!? So während der Ausbildung im Hippodrom zum Beispiel!? Garstiges Biest! Natürlich wusste er von den Stelldicheins zwischen ihr und mir und natürlich nahm er mir ein Traviabund-Versprechen ab, aber mir wird das grad zu viel.

Morgen trennen sich unsere Wege erst einmal, sie darf nicht mit in die Stadt des Lichts. Ich lasse mich überraschen, was der Oberinquisitor von uns will, werde mir Gedanken über all das machen und dann werde ich wohl oder übel eine Entscheidung bezüglich Sylvia treffen müssen. Hoffentlich nimmt mir Tsa diese Entscheidung nicht ab. Ich bin dann doch von zu hohem Stand, um mir einen Bastard leisten zu können. Zumindest einen Bastard, von dem ich weiß. Vielleicht gibt es in Rethis oder Havenna schon kleine Delphine – bei der Vorstellung muss selbst ich lachen.

Dokos-Eintrag vom 02. Phex 1012 BF

-was bisher geschah-

 

Was für ein Tag! Was für eine Nacht! Eine solch erlebnisreiche Patrouille hätte ich mir nicht in meinen kühnsten Albträumen ausmalen können. Wir wateten durch den Nebel, der über den Schlachtfeldern waberte, als wir um uns herum Bewegungen ausmachen konnten. Ein Schrecken durchfuhr uns! Er wurde noch größer, als wir bemerkten, dass wir von einer unendlichen Menge an kalten Alriks umgeben waren. Ich fühlte mich wie eine Sardelle umgeben von einem Schwarm Makrelen und entsprechend übermannte mich mein spezieller Überlebenstrieb – oder auch meine Ängste – je nach Sichtweise. Ich weiß nicht mehr, was dann geschah, aber ich erwachte aus einer boronischen Schwärze in den Armen Brennos und Armandos.

Wir befanden uns im Heerlager und ich wurde, so verwirrt wie ich noch war, in das Zelt seiner Ehrwürden Reichserzmarschall Helma Hafax zur Audienz gebeten. Ha, der Fähnrich würde vor Neid erblassen. Apropos erblassen, ich sollte von den Vorkommnissen auf der Patrouille berichten. Auch wenn ich nicht viel dazu sagen konnte wurde unser Haufen offiziell gelobt und mit Pferden ausgestattet. Wir sollten als Nachhut dem Prinzregenten in den Kampf folgen.

Als wir ihn erreichten war er grade von Orks umzingelt und neben ihn fanden wir auch den Rest unseres Haufens soweit wohlbehalten wieder. Schnell waren die Orks vernichtet und seine Hoheit und seine Spektabilität Saldor Foslarin gaben uns die Ehre, dass wir uns ihnen vorstellen durften. Der Herr Prinz war für die Verhältnisse und Umstände erstaunlich locker und formlos, ein Umstand, der zumindest mich irritierte, vielleicht den Fähnrich auch noch, aber er zeigte es zumindest nicht. Wir bekamen den Auftrag seine Spektabilität zu begleiten, um den schändlichen Orkschamanen zu eliminieren. Zu meinem Missfallen wurden wieder Flammen eingesetzt, doch waren sie wieder erfolgreich, ein Umstand an den ich mich wohl gewöhnen muss – vorerst. Der Moha holte sich noch den Kopf des Schamanen und dann begaben wir uns auf den Rückweg erst zum Prinzen, um Bericht zu erstatten, und dann mit ihm gemeinsam zurück zum Lager.

In unserem Zelt fand ich die genesenen Xasch und Sylvia, die ich gleich mit in die Taverne nahm, weil dort der ganze Haufen seinen Erfolg feiern wollte. Tat er auch, abgesehen vom Fähnrich, der mal wieder Streit suchte und uns verließ. Naja, auf ihn kann der Haufen auch am ehesten verzichten. Außer seinen ganz passablen Kampfkünsten bietet er uns nur Ärger. Wie es sich für diesen Griesgram gehört weckte er uns am nächsten Morgen sehr unfreundlich. Wir hatten den Befehl bekommen nach Gareth zu gehen und in der Garnison vorstellig zu werden. Also brachten wir alle unsere Sachen auf Vordermann. Dabei half uns Dero sehr, der uns in die Geheimnisse seines Wasch-und-Bügel-Steins einweihte. ein Geschenk seiner Waisenhausmutter. Sehr hilfreich!

In Gareth zogen wir ersteinmal wieder aller Aufmerksamkeit auf uns, als der Moha die Garnison erklomm und auf dem Tor einen Speer mit dem Kopf des Schamanen aufstellte. Im Innenhof wurden wir mit großen militärischen Ehren empfangen, seine Hoheit Prinz Brin persönlich wandte sich mit lobenden Worten an uns. Er erhob uns alle in den Rang von Korporälen, nur den Fähnrich sogar in den Rang eines Leutnant. Zum Schluss bekam jeder von uns noch 100 Dukaten aus der persönlichen Schatulle des Prinzen, was für ein schönes Sümmchen. Der Moha benahm sich wiederholt daneben, aber ich habe den verdacht, dass seine Hoheit seinen Spaß daran hat, sonst wäre der Moha schon längst tot.

Den Abend ließen wir gemütlich im Badehaus Bellona ausklingen, ich gönnte mir mit meiner Sylvia ein gemütliches Separeé. Wir müssen uns erst in drei Tagen wieder in der Garnison melden, bis dahin haben wir so etwas wie Urlaub.

Dokos-Eintrag vom 01. Phex 1012 BF

-Was bisher geschah-

Ich lebe noch! Wir leben sogar alle noch! Mehr oder weniger heile. Unser Haufen ruht sich gerade für die Nacht aus. Wir wurden von Oberst Ira von Seewiesen instruiert, heute Nacht auf des Feindes Seite Patrouille zu laufen. Ich bete zu den Göttern, dass es keine Zwischenfälle gibt und wir problemlos und unbeschadet zurückkehren werden. Sollte es nicht der Fall sein bleiben meine letzten Einträge von gestern bezüglich meines letzten Willens gültig. Wobei ich hinzufügen möchte, dass der Finder und Leser dieses Buches so freundlich sein soll und es der Rekrutin Sylvia zu geben hat. Sie begleitet uns heute Nacht nicht und überlebt diese daher sicher. Wenn du das hier liest meine Geliebte: Geh zu meiner Familie, zeig ihnen dies hier und sie werden dich aufnehmen und dir ein gutes Leben fernab der unseeligen Gassen und Gossen Gareth’s bescheren. Trage unsere Gefühle in deinem Leben fort, wer weiß was du von mir noch so in dir trägst.

Die Schlacht selber heute begann für mich mit dem größtmöglichen Schrecken, als ein orkischer Pfeil in Sylvias Hals drang. Als sie in das Lazarett gebracht wurde breitete sich in mir eine gewisse Ruhe aus, denn ihr Überleben war gesichert – das, was mir heute am wichtigsten war. Und während ich das hier schreibe sitze ich an ihrem Lager im Lazarett und beobachte ihre ruhige Atmung im Schlaf. Der Frieden, der von ihr ausgeht, lässt mich Stärke finden für die Aufgaben, die da kommen mögen.

Doch zurück zur Schlacht. Als die Pfeile aufhörten zu regnen – anders als mein Herr, der sich mit der Leuin uns anschloss – stürmten die Schwarzpelze auf uns zu. Ich bat die Götter um die Gnade der Schmerzlosigkeit, mein Herr und sein grimmiger Bruder gewährten sie mir wie ich später spürte, oder eben nicht. Der Angriff konnte problemlos abgewehrt werden, allerdings fiel Oberst von Brück – soviel dazu, warum ich oben von der Oberst von Seewiesen schrieb. Mit ihm fiel unser Banner und die Trommler, unter ihnen Dero, gerieten in Gefahr. Wir stürmten ihnen zur Hilfe, der fähige Fähnrich vorweg. Besitzt er etwa doch ein Herz? Auch diese Orks fielen allesamt, genau wie die nächste Angriffswelle. Dabei muss ich die Ehrlichkeit besitzen und die außergewöhnlichen magischen Künste Lumins hervorheben. Auch wenn es mir widerstrebt sein Feuer zu loben, aber es tötete viele der Tierbarbaren.

Nach einer Weile durften wir uns zurückziehen und wurden von frischen Truppen ersetzt. Wir ließen unsere Wunden im Lazarett versorgen, ich erst nachdem ich meine Sylvia fand. Nur die beiden Angroschim hatten noch nicht genug und begaben sich auf Ogerjagd. Nicht unerfolgreich, wie sie berichteten. Aber nun will ich noch etwas ruhen. Für uns wird es eine kurze Nacht. Und wer weiß was der morgige Tag bringt.

Dokos-Einträge vom 29. und 30. Tsa 1012 BF

-was bisher geschah-

29. Tsa

Nach einem gemütlichen Morgen treten wir auf dem Apellplatz an. Hauptfrau Ira von Seewiesen unterrichtet uns darüber, dass die Schlacht innerhalb der nächsten zwei tage beginnen wird. Bis dahin sollen wir uns ausruhen. Und es gibt mehr zu essen und zu trinken als sonst – Leichenschmaus. Aber zumindest kann uns der Fähnrich nicht mehr mit seinen Übungen nerven.

Sylvia entdeckte ein leeres Lager im Wald. Wir zogen uns dorthin zurück und genossen eine vielleicht letzte Zweisamkeit. Am Nachmittag gingen wir zur Taverne zurück und konnten dabei beobachten, wie die Orks ihr Lager errichten. Nicht nur ich bin der Meinung, man sollte einfach losstürmen und sie jetzt niedermachen. Aber nein, immer dieses rondrianische Gehabe mit Ehre im Kampf und so. Als ob sich die Orks darum scheren würden. Aber wenn die Heerführung das so will – soll sie sehen, was sie davon hat.

 

30. Tsa

Den ganzen Tag über herrschte eine angespannte Stimmung im Lager. Das warten auf die Schlacht ist schrecklich. Da hilft kein Suff und keine Ruhe. Nach nichtstuender Entspannung saßen wir ein vielleicht letztes Mal zusammen am Feuer. Wie sollte es anders sein war die kommende Schlacht das Hauptgesprächsthema, beziehungsweise das Danach. Der Fähnrich bot jedem an ein Testament aufzusetzen, aber keiner hat etwas, was es lohnt zu erwähnen. Auch ich habe ja keinen wirklichen Besitz und sollte ich fallen ist davon auszugehen, dass bei meinem Blut und meinem Stand alle notwendigen Benachrichtigungen von der Heeresleitung vorgenommen werden. Sollte es dann noch eine geben. Und wenn nicht ist es sowieso egal, dass wird die Welt im Chaos versinken, bis die Götter selber auf Sumus Leib niederkommen und unsere Rasse befreien. Ich hoffe die Alveranen sind uns morgen gnädig, obwohl hier im Lager keiner diese Nacht an das Fest der Erneuerung denkt. Auch mir steht nicht der Sinn danach.

Vielleicht ist dies der letzte Eintrag, den ich in meinem Dokos verfasse. Und ich komme nicht umhin mir Gedanken darüber zu machen, was das letzte Wort sein soll. Ob es sich überhaupt lohnt sich diese Gedanken zu machen. Ob es nach meinem Tod meiner Familie überbracht wird? Ich würde es wünschen, und falls dies hier jemand lesen sollte, so sein ihm gesagt:

Bring dieses Büchlein nach Tannwald zu meinem Bruder Baron Enda Ui Niamad. Es soll zu deinem Schaden nicht sein!

Und meiner Familie will ich sagen: Ich liebe euch! Doch nun schwimm ich mit den Delphinen und das ist auch gut so!

Welt, gehab dich wohl…

Dokos-Eintrag vom 28. Tsa 1012 BF

-was bisher geschah-

Die letzten Tage verliefen unglaublich ereignislos. Tagein tagaus die gleiche Routine, die selben Menschen, die ähnlichen Gespräche. Das einzig Erfreuliche, das es zu vermelden gibt, ist, dass sich zwischen Sylvia und mir eine innige Beziehung aufgebaut hat. Und damit meine ich nicht nur, dass wir nun regelmäßig das Lager teilen. Ich mag sie wirklich und es sticht mir ins Herz wenn ich an die Möglichkeit denke, dass sie die folgende Schlacht nicht überleben sollte. Ich werde ein Auge auf sie haben und ihr beistehen wie ich nur kann. Mein Herr, du kennst die Liebe, die Donnernde zeigte es mir. Habt beide, die ihr den großen Wal erschaffen habt, ein Auge auf die meinige und möge Regen, Blitz und Donner all jene treffen, die ihr schaden wollen.

Wobei ich froh bin überhaupt diese Zeilen schreiben zu können. Ich hörte schon das Meeresrauschen und die Delphingesänge, wie sie mich im großen Meer willkommen hießen. Doch der Launenhafte hatte gute Laune und so sollte ich nun der Reihe nach alles aufschreiben. Wir wurden am heutigen Nachmittag endlich auf die Silkwiesen verlegt. Wobei ich bei unserer Positionierung nicht das beste Gefühl habe. Aber wir werden sehen. In einem Gespräch konnte ich der ehrenwerten Hauptfrau Ira von Seewiesen meinen hohen Wert vermitteln und unterbreitete ihr einige Ideen, die sie jedoch größtenteils ablehnte. Vielleicht ganz gut so, denn ich bin mir nicht sicher, ob deren Ausführung meine Fähigkeiten nicht ein bisschen überstiegen hätten. Mit anderen Worten, selbst eine Gruppe von Bewahrern von Wind und Wogen hätte an meinen Ideen scheitern können. Auf dem Rückweg zum Lager führte ich ein erhabenes Gespräch mit dem werten Herrn Magier. Er wird mir von Tag zu Tag sympathischer, auch wenn er weiterhin etwas mysteriös erscheint.

Am Lager hatte ich mal wieder, wie sollte es auch anders sein, einen Disput mit dem Herrn Fähnrich. Was soll ich dazu groß sagen, er gab einen Befehl, ich versprach ihn rechtzeitig auszuführen – er gab uns 5 Augenblicke Zeit dafür – und wollte mich kurz vom Lager entfernen. Ich hatte ja noch Zeit! Da fiel er mir wie von Dämonen besessen von hinten mit gezogenem Schwert in den Rücken und schlug auf mich ein. Ich wehrte mich natürlich dagegen, bis ich plötzlich und unerwartet zusammenbrach und eben oben erwähnte Willkommensmusik hörte. Doch ebenso plötzlich und ebenso unerwartet sah ich das Antlitz der Elfe Sartassa vor mir, wie sie mich heilte. In dem Moment war ich ihr dankbar, doch später erfuhr ich, dass sie es war, die mich mittels eines Zaubers niederstreckte. Warum sie mich daraufhin wiederbelebte und was dazwischen geschah weiß ich nicht. Bisher habe ich nicht gefragt und ich weiß nicht, ob ich es überhaupt tun werde. Wir erklärten ihr unseren Disput und mit einer unelfischen Diplomatie gab sie uns beiden Recht und beendete den Streit fürs erste.

Während der Fähnrich also seine blöden Übungen machte hatte ich frei und begab mich in die Arme meines Vaters, um mich von allen Wunden zu heilen. Daraufhin wartete ich am Lager auf den Rest. Der Zwerg und Lumin waren mit Abstand als erste wieder da und wir führten ein herrlich lästerliches Gespräch über den Fähnrich. Aber man muss ja aufpassen, dass kein Wort in die falschen Ohren gerät. Als der Fähnrich zurückkehrte verlangte er – oh Wunder – ein Vier-Augen-Gespräch mit mir. Ich erwartete eine weitere Eskalation seinerseits, doch ich täuschte mich. Er war sehr versöhnlich und wir führten ein offenes Gespräch, in dem wir uns mehr oder weniger vertrugen. Wenn ich sage es war ein offenes Gespräch, so lüge ich zum Teil, denn der Fähnrich ist weiterhin sehr verschlossen. Seine Andeutungen lassen aber vermuten, dass er füchsischer ist, als anfangs gedacht. Vielleicht ist ein gar ein echter Fuchs? Zuzutrauen ist es ihm. Ich werde ein Auge auf ihn haben. Da ich aber nicht blind durch die Welt laufen will bekommt er meine Aufmerksamkeit nur, wenn ich sie entbehren kann.

Am Abend wurden wir eine lustige Runde am Feuer und klärten Lumin und den Moha über die Götter weiter auf. Heute waren Travia, Rahja und Levthan an der Reihe und ihre Standpunkte zur Liebe. Da ich mich damit bekanntlich gut auskenne durfte ich die Erklärungen führen. Später merkten wir, dass Dero uns belauschte und es entbrannte ein Streit darum, ob Dero nun ein Mann sei, der davon hören darf, oder noch ein Knabe, dem solch schöne Dinge vorenthalten bleiben sollen. Wir einigten uns darauf, dass er als Mann gilt, sollte er die Schlacht irgendwie überleben. Hoffen wir für ihn das beste.

Dokos-Eintrag vom 22. Tsa 1012 BF

-was bisher geschah-

 

Meine Messe war grandios! Alle waren sprachlos! Und mein Vater ergoss sich über uns! Selbst der Fähnrich sah schließlich ein, dass ich größer bin als er und über ihm stehe! Selbst den Magier konnte ich so sehr begeistern, dass er Aureliani lernen wollte. Allerdings musste ich das ablehnen. Genauso wie sein plötzliches Ansinnen ein Geweihter des Alten zu werden. Welch befremdliche Gedanken dieser komische Mann hegt. Ein mit Feuer um sich werfender Magier will ein Geweihter des feuerverabscheunden Wassergottes werden. Mit der Geschichte habe ich in Havena die Lacher meiner Brüder auf meiner Seite!

Am Abend wurde die Ödheit des Seins des Militärs zumindest für unseren Haufen aufgelockert. Das mit dem Haufen stimmt jetzt endgültig im wahrsten Sinne des Wortes. Der letzte Rekrut kam an. Ich habe eher das Gefühl, dass die Heerführung hier ein Kuriositätenkabinett aufbauen will, als ein schlagkräftiges Heer. Wir nennen jetzt einen Moha unseren Bruder. Hesinde sei Dank spricht er wenigstens unsere Sprache. Recht gut sogar. Es wurden einige ganz interessante Gespräche mit und über ihn geführt, als er eine große Pfeife herumreichte. Da ich erstens Rauschkraut bei dem Wilden vermutete und zweitens es BRANNTE lehnte ich dankbar ab. Langsam beängstigt mich meine Ruhe, die ich bisweilen an den Tag lege. Der kleine Dero besaß die Dreistigkeit einen tiefen Zug zu nehmen. An den Reaktionen der anderen vom Rauchen erkannte ich, dass meine Vermutungen wahr waren. Also schickte ich Dero in das Zelt schlafen, wissend, dass er sonst den morgigen Tag nicht ordentlich bestehen können würde.

Aber ein Positives hatte dieses Rauschkraut. Meine liebe Sylvia legte endlich ihre übertriebene Schüchternheit ab. Wir machten einen gemütlichen Spaziergang wiedereinmal an den Balustraden des Hippodroms, bis sie dann in einer abgelegenden Ecke sich mir hingab. Hach tat es gut! Und ich muss sagen, ich mag sie wirklich. Und wenn man sich beim Beischlaf auch noch mag, dann macht es mehr Spaß und ist damit auch besser. Wobei ich immer gut darin bin! Mal sehen, was sich mittelfristig zwischen uns entwickelt.

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