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Die Leiden des jungen Propheten

Meine Erlebnisse mit Magus Nehazet Alam el Ketab ay Yash-Hualay von Punin Rohaldor ibn Tulachim,
Bey von Khorestan, Meister der Nehazet’schen Luftpost, Ordensmeister des Schutzordens der Schöpfung, Seelensammler der heiligen Mutter,
Prophet der Herrin Travia

 

Es begab sich am Tage des 20. Tsa im Jahre 1026 nach Bosparans Fall, dass ich, Traviahold von Spichbrecher-Hardmund, damals noch einfacher – nicht im Traviabund stehender – Geweihter der Herrin Travia und Diener des Wolfskopfklosters, meinen lieben Bruder Sieghelm Gilborn von Spichbrecher (zu der Zeit noch Junker von Hochstieg) nach langer Zeit der Abwesenheit in unserer Heimat willkommen heißen wollte. Und so trafen wir uns in dem kleinen Dörfchen Hardfurten, an den malerischen Ausläufen der Trollzacken, innerhalb des Junkerngutes meines Herrn Bruders. Er reiste in gar bunter, für mich einfachen Sohn Darpatiens gar exotischer Begleitung. Da war zum einen das vornehme Fräulein Jane Peddersen, eine Gelehrte aus dem Bornland (Rückblickend die normalste Person der Gruppe, mit einem freundlichen Wesen und einem ungeheuren Wissensschatz.), die wilde junge Dame Azina saba Belima, welche eher aus dem nördlichen Eise zu kommen schien, denn aus dem sonnigen Aranien (Das lag vor Allem an den zahllosen Fellen, die sie wie einen Flickenteppich trug, sowie an ihrem kühlen Wesen. Später zeigte sich, dass auch sie ein warmes Herz am rechten Flecke hat.), zusammen mit ihren treuen Gefährten, dem Falken Adaqui (Der Umgang der beiden ließe jeden Falkner vor Neid erblassen) und ihrem Hund Bakkus (Welcher ein trauriges Schicksal erlitt, jedoch immer einen Platz in der Erinnerung haben wird). Aber welch Probe meines Glaubens waren dagegen die rassige Delia al Cumrat bân Rezzan (Eine von Rahja übermäßig gesegnete Frau mit flammenden Haaren, und einem einnehmenden Wesen aus Schalk und Betörung.) mit ihrem heißblütigen Ehemann Kalkarib al’Hashinnah ben Hilal bân Rezzan (Oh, die Tulamiden mit ihren Vielweiberehen!). Ich begann also neben der Wiedersehensfreude, mich damit zu beschäftigen zu verstehen, wie mein Bruder in eine solche Gesellschaft geraten konnte, als ein weiteres Mitglied der Reisegruppe dazu stieß.

Eine beeindruckende Persönlichkeit betrat die kleine Taverne. Die Ausstrahlung größer, als der Körper, in prächtige Gewänder gehüllt (aus feinen Stoffen von jenseits des Mittelreiches, Symbole fremder Schriften und Sprachen in Gold und Silber eingestickt), mit einer gewöhnungsbedürftigen Kopfbedeckung, einem Turban (eine Art um den Kopf gebundenes langes Tuch, dass jedoch wie eine Hochsteckfrisur holder Damen in die Luft ragt), gestützt auf einen schönen, hölzernen, verzierten Stab, außer Atem, als ob er soeben den Ochsenlauf absolviert hätte (Später ließ sich beobachten, dass der Magus nach jeder körperlichen Ertüchtigung dermaßen Atemlos war), kam er an unseren Tisch. Für einen magisch Unkundigen, wie ich es damals war und wie die meisten der Leser es sein werden, ist es kaum vorstellbar, wie der Magier nach Hardfurten gelangte. An nur einem einzigen Tage flog! er durch die Luft von der südlichen Stadt Punin bis hierher. Und während die anderen Begleiter sich mir gegenüber zurückhaltend verhielten, kam von ihm sofort ein freundliches: „Ah, ihr seid der Bruder von Sieghelm? Schön euch kennenzulernen, nennt mich Nehazet.“ Damit brach er den Bann und ich wurde ein Freund der Gruppe und heute, wenn ich über ein Götterlauf später diese wahren Begebenheiten niederschreibe – dass sie jeder traviagefällige Mensch lesen möge -, bin ich stolz und glücklich, jeden, den ich an diesem schicksalhaften Abend zum ersten Male traf, zu meinen besten und engsten Freuden zählen zu dürfen.

Auch, wenn ich zugebe, in diesem Moment noch nicht geahnt haben zu können, wer dort vor mir steht – wer kann mir verübeln, dass die Möglichkeit, den Propheten der Herrin Travia in einer Dorftaverne zu treffen, mir nicht in den Sinn kam – so spürte ich doch gleich, dass dies eine besondere Person ist. Und die gemeinsamen Schicksalspfade, die wir in den folgenden Tagen begingen, sollten mir Recht geben.

 

Am nächsten Tag begaben wir uns alle zusammen auf den Firunspass, um den winterlichen Weg nach Hochstieg zu bewältigen. Unserer Reisegruppe gehörten zusätzlich noch der Knappe meines Bruders, Rondrian Olben, sowie die zwei alten pilgernden Handwerksmeister Ardo und Udolf an. Die erste Tagesreise durch die wortwörtlich malerische Landschaft (Im Festsaal der Ordensburg zu Hochstieg lässt sich ein Gemälde von Ordensmeisterin Jane Peddersen bewundern, dass sie an diesem Tag während der Wanderung anfertigte.) verlief von Aves gesegnet. Am späten Nachmittag erreichten wir die Ruinen des alten Dorfes Kohlhütten und berieten, wie wir eine sichere Unterkunft schaffen können. Da ergriff der Prophet die Initiative und auf wundersame Weise befahl der den Mächten der Natur, eine der verfallenen Hütten wiederzuerrichten. Noch heute und auch in Zukunft können Pilger und Reisende diese bescheidene Hütten zum Übernachten und Wärmen am Traviafeuer nutzen.

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