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Alrikmir

Blut und Tod

Die Ereignisse der letzten Tage hatten Alkrikmir sehr aufgewühlt. Er war so angespannt, seine Nerven waren wie zum zerreißen gespannte Seidenfäden. Er gab sich Mühe, einfach nur zu funktionieren und ein halbwegs normales Bild aufrecht zu erhalten. Er wühlte sich in seinem Strohbett hin und her, konnte nicht schlafen. Zu viel ging ihm in den Gedanken umher. Warum verspüre ich solch eine Freude dabei, Orks abzuschlachten? Sicher, sie sind unsere Gegner, doch warum fühle ich solche Genugtuung wenn mir ihr Blut ins Gesicht spritzt? Warum trage ich den eingetrockneten Lebenssaft wie eine zweite Haut? Warum spüre ich Erfüllung, wenn ich sehe wie langsam das Leben aus ihnen weicht? Bin ich ein Monster wie sie es eigentlich für uns sind? Eigentlich müsste ich mich doch schlecht fühlen, schließlich habe ich ihr Leben unwiederbringlich beendet, zum ersten Mal überhaupt ein Leben beendet. Fühlt es sich bei jedem so an? Gehe ich zu brutal vor? Was denken meine Gefährten von mir? Sehen sie mich als skrupellose Tötungsmaschine?

Irgendwann – es kam ihm wie eine Ewigkeit vor – fand er doch über das Knacken und Flimmern des schwelenden Feuers in der Hütte in den Schlaf.

Plötzlich wachte er auf. Die Hütte war bis auf ihn leer, die Tür stand offen. Er hörte weit entfernt ein sich wiederholendes Geräusch, als wenn jemand durch Matsch laufen würde. Er sprang aus dem Bett, schnappte sich sein Schwert. Vorsichtig schob er die Tür zur Seite und folgte  dem Geräusch. Dabei sah er sich immer wieder um. Nirgends war einer der Gefährten zu sehen. Kein Geräusch des Waldes war zu hören, nur das eine sich immer wiederholende. Es war unglaublich düster, der Mond verschwand hinter einer dicken Wolkendecke. Als er sich vorsichtig weiter vortastete, inzwischen in völliger Dunkelheit, kam das Geräusch immer näher. Als er sich kurz umblickte, war nicht einmal mehr der Weiler zu erkennen. Er schaute nach vorne, bald müsste er den Ursprung dieser nächtlichen Störung erreicht haben. Vorsichtig voranschreitend, darauf achtend nicht auf Zweige zu tretend bewegte er sich vorwärts. Plötzlich riss die Wolkendecke auf und der Mondschein zeigte in einem dünnen Strahl eine Lichtung, auf der eine kleine kräftige Gestalt mit dunklem Fell, sich über eine zweite Gestalt beugte und immer wieder mit einer Keule auf sie einschlug, wo deren Kopf sein müsste. Patsch patsch patsch machte es. immer und immer wieder. Er stürmte sofort auf den Ork zu und versenkte sein Schwert in ihm und schrie „Du MONSTER!“, doch anstatt tot umzufallen drehte sich der Kopf des Orks in unnatürlicher Weise einmal um seine Achse. „Neeeein, DU bist das Monster! Uns alle hast du getötet!“ Und erst jetzt merkte er, dass das Gesicht des Orks seinem zum verwechseln ähnlich sah, nur mit Fell und Hauern. Er ließ sein Schwert los und taumelte zurück. Der Alrik-Ork gackerte verrückt. Auf einmal hörte er etwas von der Leiche am Boden. Es gluckerte durch das Blut „Duuuu hast uns getöööötet“, dabei fragte er sich, wie die Leiche ohne Gesicht überhaupt reden konnte. Und sie hatte die gleiche Rüstung, die Bryda, seine Ausbilderin immer trug… Was geht hier vor, dachte er sich. Ich muss die anderen finden! Die Wolkendecke riss auf. Er war umzingelt. Eine Horde Gestalten, die in unterschiedlichsten Stadien der Verwesung waren, liefen langsam auf ihn zu. Sie sagten langsam, wie ein immer sich wiederholender Singsang „Duuuu hast uns getööötet!“, dabei erkannte er vertraute Gesichter, trotz der Verwesung. Inga, die Wirtin aus Stolzbach. Otto, der Sohn der Näherin. Und sind das nicht seine Geschwister, seine Eltern dort drüben? Der Orkschamane musste dunkle Magie genutzt haben und ihre Leichen wiederbelebt haben! Waren sie wirklich alle tot? Panik machte sich in ihm breit, als sich der Kreis der Untoten immer näher um ihn schloss. Nein, dachte er sich, ich werde hier nicht sterben, die anderen brauchen mich“ Auch wenn sie vielleicht auch schon getötet wurden. Er setzte seinen Fuß auf den komischerweise immer noch spottenden Ork, faste sein Schwert mit festem Griff und zog es raus, dabei fiel der Ork mit einem dumpfen Geräusch auf den moosigen Waldboden. Er stürmte auf die Untoten zu und hackte sich durch sie durch, immer einen Schrei loslassend, als der Stahl durch splitternde Knochen und verwesendes Fleisch schnitt. Er hieb und schnitt und schwang sein Schwert, bis der letzte der lebenden Toten nur noch ein großer Haufen Knochen, Haut und graues Fleisch waren.

Endlich. Endlich trat Stille in den Wald ein. Erschöpft lehnte er sich gegen einen Baum, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und seine nassen, hängenden Haare aus dem Gesicht. Er blickte sich um. Auf einmal waren die untoten Leichen verschwunden. An ihrer Stelle lagen Jasper, Hakon, Katrina und Swafleif blutend und mit einigen fehlenden Gliedmaßen stöhnend auf dem Boden. Swafleif stöhnte, mit Fassungslosigkeit im Gesicht. „Warum hast du uns das angetan?“ Ihm dämmerte langsam was er getan hatte. Der junge Nostrier ließ das Schwert fallen und rief aus voller Verzweiflung: „Neeeeeeein!“

Plötzlich wachte er in er Hütte auf, die anderen schreckten auf und schauten ihn an. Offenbar hatte er nur schlecht geträumt. Sein Herz klopfte schnell, er war immer noch aufgeregt. Er entschuldigte sich kurz, drehte sich auf die Seite und lag mit offenen Augen auf der Seite. Schlafen konnte er jetzt nicht mehr. Das Feuer in der Hütte war nun schon fast runtergebrannt. Es knackte noch ab und an, sonst legte sich wieder Stille über die kleine Hütte im Weiler.

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