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Stordans Tagebuch

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Tagebuch

27. Rahja 1011

Heute breche ich auf. Es geht in das Land der Ersten Sonne – ins Fürstentum Zorgan. Ich habe einen guten Mann gefunden, der die Geschäfte dort in meinem Namen übernehmen kann: Tsadan Oberndorfer. Zusammen mit ihm und meinem Reisetross, bestehend aus acht Kastenwägen und drei Fuhrwerken, geht es in die heißen Gefilde.

Mein Eheweib äußerte Bedenken was meine Reise betrifft. Die Zeiten seien zu unruhig. Das Land ist gespalten und wird vom Krieg gegen die Schwarzpelze erschüttert. Es sei daher zu unsicher, womit Sie – wie ich zugeben muss – recht hat. Aber der Zeitpunkt ist auch günstig, ein neuer Kontor in Zorgan würde den aranischen Markt endlich für unsere Geschäfte öffnen. Aranische Seide, exotische Gewürze, fantastische Rauschkräuter und seltene Metalle warten nur darauf verladen und exportiert zu werden. Im Horasreich wiegt man die seltene und feine Seide zur Zeit mit purem Gold auf und in Greifenfurt werden der Khunchomer Pfeffer und der duftende Safran so viel Gewinne erzielen, dass sich die Baukosten des Kontors schon nach dem Winter rentiert haben. Trotzdem verlasse ich Greifenfurt nur ungerne. Viel lieber wäre ich jetzt Daheim und wäre meinem Eheweib ein treuer Mann und meinen Tochter Yolande ein guter Vater.

Tsadan ist ein guter Mann, er versteht sich in der südländischen Kultur, spricht vier Sprachen und fünf Dialekte fließend, kann schneller Kopfrechnen als ich und das will was heißen. Dennoch wird meine Anwesenheit im neuen Kontor in Zorgan von Nöten sein, ich muss ihn erst in die Geschäfte einführen und mir selbst einen Überblick verschaffen. Ich werde nicht länger in Zorgan bleiben, als es notwendig ist, so uns Aves hold ist, wird auch die Reise nicht lange dauern. In drei bis vier Monden bin ich wieder Zuhause.

29. Praios 1012

Beim Schatten Alverans! Was für eine Stadt! Was für eine Kultur! Was für Möglichkeiten! Doch eins nach dem anderen, hat mein Vater immer gesagt. Der Kontor ist wie erhofft rechtzeitig fertig geworden. Wir erreichten am Nachmittag die Stadttore Zorgans. Es war eine gute Idee einen kaiserlichen Baumeister und nur kaiserliche Arbeiter zu beauftragen. Die hiesigen hätten nicht so akkurat und vor Allem nicht termingerecht den Kontor fertigstellen können. Die Palast-Wesirin Ashina saba Meriban war – zu unser aller Überraschung – bei der Eröffnungsfeier anwesend. Ich muss gestehen, es fiel mir etwas schwer mich mit ihr zu unterhalten, war mein Tulamidya doch etwas eingerostet, doch Phex sei Dank war Tsadan an meiner Seite um die fehlenden Worte zu ergänzen. Die nächsten Wochen wird sich mein Tulamidya wohl verbessern, immerhin werde ich Tsadan beim Anstellen von Arbeitern und Vorstehern helfen. Gleich morgen werden wir mit der Arbeit beginnen, vorher müssen wir uns jedoch in der Münzstube Geld wechseln, zum Palast uns bei den Beamten vorstellen und uns mit der Stadtgarde gutstellen.

06. Rondra 1012

Mich erreichte heute ein Beilunker Botenreiter aus Greifenfurt, ich erhielt Nachricht von meinem Eheweib. Der Inhalt ließ mich erschauern: Bei den Nebelsteinen ist es zu einer großen Schlacht zwischen den kaiserlichen Truppen – der Thuranischen Legion – und den Schwarzpelzen gekommen, aus der die Orks siegreich hervorgingen. Die Orks haben es also tatsächlich geschafft über den Finsterkamm zu steigen, und das nachdem sie vor gar nicht allzu langer Zeit bei Rhodenstein vernichtend geschlagen wurden. Wer hätte gedacht, dass sie es tatsächlich wagen würden noch einmal einen Vorstoß über die steilen Klippen zu wagen. Mit Sicherheit hat Reichsbehüter Brin von Gareth seine Truppen schon entsandt, um dieses Aufbegehren der Wilden Stämme niederzuschlagen. Ich kann und möchte mir nicht vorstellen, wie diese stinkenden Schwarzpelze ihre dreckigen Füße auf kaiserlichen Boden setzen.

Ich habe gleich ein Antwortschreiben an meine Frau verfasst, es soll ihr Mut machen. Sie soll den Arbeitern im Kontor, welche Verwandte nahe Greifenberg und Weihenhorst haben, für drei Tage frei geben, um sie zu besuchen und nach dem Rechten zu sehen. Ich bin mir sicher, dass dieser Vorstoß der Orks nur ein verzweifelter Versuch ist, der schnell niedergeschlagen wird.

22. Rondra 1012

Seit einigen Tagen schlafe ich unruhig, grässliche Träume treiben mich um und lassen mich mitten in der Nacht aus den Federn hochfahren. Immer wieder träume ich davon, dass meine Frau und mein Kind in Gefahr sind, der Kontor in Greifenfurt brennt und niemand kommt rechtzeitig heraus. Vielleicht ist es dieser angeblich belebende Tee von dem ich in letzter Zeit so viel trinke, womöglich bekommt er mir nicht – ich hätte ihn nicht kaufen sollen, der Händler machte mir schon einen recht zwielichtigen Eindruck. Vielleicht ist es aber auch der Schlafmangel verbunden mit dem ganzen Ärger den Tsadan und ich hier in den letzten Tagen hatten.

Wer hätte gedacht, dass es so schwer sein wird gutes Personal zu finden. Diese Aranier haben eine ganz andere Arbeitsweise. Gegen Mittag, wenn die Praiosscheibe am höchsten steht, legen sie für einige Stunden einfach die Arbeit nieder, bis es wieder kühler ist. Zugegeben, es ist wirklich ausgesprochen heiß während dieser Zeit, aber deswegen kann man doch nicht mehrere dutzende Fässer Traubensaft und Bier auf dem Karren in der prallen Hitze stehen lassen! Wir haben dadurch eine ganze Wagenlieferung verloren und noch dazu einen Abnehmer, ein anderes Handelshaus beliefert ihn nun.

02. Efferd 1012

Es vergeht kaum ein Tag, an dem es keine Probleme gibt, als ob der Listenreiche seinen Schabernack mit uns treibt. Das erste Kogge aus dem Kontor in Perricum hat heute angelegt, doch die Lieferung war falsch, das Schiff hätte eigentlich nach Festum fahren sollen und nicht zu uns. Nun sitzen wir hier auf zweihundert Raumschritt Waren aus Perricum, der Kontor ist voll mit Waren, die niemand braucht. Gleich morgen wollen wir herausfinden, ob es nicht eventuell doch Abnehmer unter den wohlhabenden Familien hier gibt, immerhin konnte ich in den letzten Tagen einige Kontakte knüpfen.

Wenigstens scheinen die Arbeiter jetzt etwas zuverlässiger zu sein, wir haben sie größtenteils durch kaiserliche ersetzt, sie diskutieren weniger – sind dafür allerdings auch nicht so fleißig. Eines muss man den Araniern lassen, sie haben gearbeitet bis die Arbeit erledigt war, selbst wenn es bis tief in die Nacht hineinging.

01. Travia 1012

Bei der gütigen Mutter. Heute am ersten Tag des Mondes Travia fällt es mir besonders schwer hier in Zorgan zu sein. Ich vermisse meine Familie, leider habe ich auch schon seit längerer Zeit keinen Brief mehr von ihr erhalten. Bedauerlicherweise erreichen mich auch sonst keine Nachrichten aus der Heimat, mir scheint fast so, als würde sich hier unten am Rand des Kaiserreichs niemand für das was im Mittelreich geschieht interessieren. Zudem sind die Handelszüge aus Greifenfurt überfällig, vielleicht sind die Straßen auch nur rutschiger geworden, immerhin ist es Herbst – auch wenn man hier unten im Süden nicht viel davon mitbekommt.

06. Travia 1012

Eine Handelskogge aus Perricum hatte heute angelegt, Meister Haldan – der Kontormeister – hat mir eine Depesche zukommen lassen. Noch immer starre ich auf die Worte die darin stehen und möchte den Inhalt nicht wahr haben. Greifenfurt soll in die Hände der Schwarzpelze gefallen sein! Bitte gütige Mutter Travia, beschütze meine Frau und mein Kind, dass ihnen nichts zugestoßen ist und sie klug genug waren die Stadt rechtzeitig zu verlassen.

Es erklärt die ausgebliebenen Handelszüge. Sicher, es gab immer wieder mal Verspätungen. Einmal ist ein Tross ganze eineinhalb Monde zu spät gekommen da eine Grafschaft die Grenzen dicht gemacht hatte und sie daher außen rum mussten, und das über rumplige Holzwege.

Ich habe die Geschäfte an Tsadan übergeben, gleich morgen werde ich aufbrechen und nach Greifenfurt zurückkehren, oder zumindest soweit es mir möglich ist. Mir bleibt nichts anderes übrig als zu beten, dass es meiner Familie gut geht.

27. Boron 1012

Nur mit großer Mühe gelingt es mir die Feder zu halten, mit der ich diese Worte schreibe. Auf dem Weg ins Mittelreich fiel ich einer Krankheit anheim, blind vor Sorge um meine Familie trieb ich mein Pferd jedoch weiter an, was ein Fehler war wie sich später herausstellte. Kurz vor Untersternheim, einem Ort vor Baburin, muss ich das Bewusstsein verloren und vom Pferd gefallen sein. Ich habe ein Verband um den Kopf, das Denken fällt mir schwer und auch mein rechtes Bein ist gebrochen und schmerzt bei jeder Bewegung. Ein Bauersjunge soll mich gefunden haben, seine Familie hat mich aufgenommen und gesund gepflegt. Ganze acht Tage soll ich bewusstlos gewesen sein. Die Wunde am Kopf ist schwer, ich muss auf einem Stein aufgeschlagen sein. Polter, der Älteste der Familie meint, es grenzt an ein Wunder Peraines, dass sich die Wunde nicht entzündet hat.

Mein Pferd ist leider fort, und das Geld das ich bei mir trug hat die Familie dafür verwendet den Bader zu bezahlen der meine Wunde nähte und mein Bein schiente. In diesem Zustand, werde ich keinen Schritt weiter kommen. Ich weiß nicht, ob ich den Göttern danken oder sie verfluchen soll. Einerseits habe ich Golgaris Schwingen schon rauschen gehört, andererseits hält mich dieser Reitunfall nun eine Weile auf – während meine Familie meine Hilfe benötigt.

02. Hesinde 1012

Ich habe zwei Briefe abgeschickt, einen nach Perricum an Meister Haldan und einen nach Zorgan an Meister Tsadan, jeweils mit der Bitte mir Geld und ein Pferd zu schicken damit ich meine Reise fortsetzen kann, sobald mein Bein ausreichend verheilt ist. Leider musste ich zwei meiner Ringe verpfänden, um mir ordentliche und schnelle Botenreiter leisten zu können – Hesinde möge mir Geduld geben in dieser Prüfung die mir auferlegt wurde.

15. Hesinde 1012

Endlich kann ich meine Heimreise fortsetzen, gleich morgen früh geht es los. Heute Abend, als Phexens Himmelszelt bereits zu sehen war, erreichte mich das Pferd und das Geld, um das ich gebeten hatte. Ich habe mit Polter gesprochen, sollte die zweite Lieferung aus Zorgan ankommen, darf er für seine Mühen das Geld behalten, nur den Jungen mit dem Pferd soll er zurückschicken. Es ist das mindeste was ich für ihn und seine Familie tun kann, immerhin haben sie mir das Leben gerettet, und das werde ich ihnen nie vergessen.

20. Hesinde 1012

Ich habe am gestrigen Abend die Feste Hohenstein erreicht. Die Truppen hier haben Kunde von der Front. Die gesamte Mark Greifenfurt ist in den Händen der Schwarzpelze! Reichsbehüter Brin wurde schon vor Monden vernichtend geschlagen und das ist nicht alles: Die Schwarzpelze sollen noch immer auf dem Vormarsch sein und sich für einen Großangriff mobilisieren. Man munkelt, dass sie Gareth stürmen wollen. Habt ihr das gehört, oh ihr Götter? Wie könnt ihr diese Gräueltaten nur zulassen.

Übermorgen werde ich selbst in Gareth sein, ich kann nur beten, dass meine Familie es geschafft hat rechtzeitig aus der Mark zu fliehen und es sicher bis in die Hauptstadt des Kaiserreichs geschafft hat. Die Stadt ist groß, aber meine Frau und ich kennen einige der Gasthäuser dort, womöglich sitzt sie in irgendeiner unserer alten Tavernen und bangt ebenso sehr um ihren Mann, wie ich es gerade um sie tue.

24. Hesinde 1012

Seit zwei Tagen trete ich mir die Hacken wund auf der Suche nach meiner Frau und meiner Tochter. In meiner Aufregung hatte ich ganz vergessen einen Brief nach Dettenhofen zu schicken, möglicherweise hat sie sich zu unserem Familiensitz zurückgezogen und ich Selemer Sauerbrot suche wie ein Narr die Hauptstadt nach ihr ab. In vier oder fünf Tagen weiß ich mehr. Ich gebe die Suche dennoch nicht auf und werde gleich morgen früh zum nächsten Gasthaus gehen und mich wieder nach ihr erkundigen.

Meine Suche wird jedoch leider etwas erschwert, überall sind kaiserliche Truppen, die Stimmung in der Stadt ist angespannt wie ein Flitzebogen – alle haben Angst vor den orkischen Horden – und das zurecht wie mir scheint. Wenn sie Greifenfurt überraschend einnehmen und den Reichsbehüter auf dem Felde schlagen konnten, wozu werden sie wohl noch imstande sein?

01. Firun 1012

Schnee liegt auf dem Dach vor meinem Fenster. Firuns Atem hält die Stadt erbarmungslos in seinem Bann. Ich erhielt einen Brief aus Dettenhofen von Onkel Torion II., er weiß leider auch nichts über den Verbleib meiner Familie, sicherte mir jedoch zu, mich bei meiner Suche zu unterstützen. Er verriet mir auch, dass der Kaiser Truppen aus dem ganzen Fürstentum zusammenzieht. Ich kann nur hoffen, dass es sich dabei um eine Armee handeln wird, die in der Lage sein wird diese gottlosen Orks zurückzuschlagen.

Morgen reise ich nach Wehrheim ab, in Gareth hält mich nichts mehr – es gab keine Spur von meiner Familie. Jede Nacht fällt es mir schwerer die nötige Ruhe zu finden um einzuschlafen, als ob mich Boron nicht mehr umarmen möchte …

Meine Gedanken rasen und erschauern bei der Vorstellung, dass Gylvana und meine kleine Tochter in den Händen der Orks sind. Wozu sie alles imstande sind mit ihnen anzustellen. Heilige Mutter Travia, gütige Göttin – behüte meine Familie.

05. Firun 1012

Der Weg nach Wehrheim war beschwerlich, die Firunskälte macht es nicht gerade einfacher. Überall diese Zollstationen, die Lager voller Soldaten und die stete Gefahr von Räubern haben mich einige Tage gekostet. Auch hier ist die Stimmung bis aufs äußerste angespannt. Alle befürchten, dass Wehrheim die nächste Stadt sein wird die fällt, wenn die Orks beschließen gen Gareth zu marschieren. Die ganze Stadt ist voller Soldaten, auch König Brin soll sich hier irgendwo aufhalten. Es heißt, dass er mit seinen ganzen Truppen hier überwintert. im Gasthaus erzählten mir einige Soldaten von vereinzelten Scharmützeln an der Front. Ich erwog sogar die Möglichkeit einige Soldaten zu bestechen und mich durch die feindlichen Linien zu bringen, damit ich mich selbst bis nach Greifenfurt durchschlagen kann. Doch zuerst werde ich Wehrheim durchforsten, auf ein Alveranskommando werde ich erst gehen, wenn die Götter mich dahin entsenden und ich ganz sicher bin, dass meine Familie nicht bereits in Sicherheit ist.

10. Firun 1012

Vorm Fenster meines Gasthauses liegen die leblosen Körper dreier Männer, einen von Ihnen hatte ich gestern im Gasthaus noch gesehen. Man hat ihnen in der Nacht die Kehlen aufgeschlitzt, auf offener Straße! Die Stadtgarde hat nichts unternommen. Als ich den Wirt vorsichtig danach fragte, erzählte er mir stolz, dass es sich bei den Männern um drei Landesverräter handle, um Untreue gegenüber der Krone, die ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden. Wer also nicht bereit ist zu kämpfen, der wird als Verräter gebrandmarkt? In Praios Namen, was sind das nur für Zeiten? So sehr mich der Anblick der drei Leichen, die wohl als Mahnmal im Schlamm liegen gelassen wurden, erschauert – gleichwohl empfinde ich ebenfalls Abscheu für ihr Verhalten.

Die Schwarzpelze rücken immer näher, ein Dorf nach dem anderen fällt – Menschen sterben – und diese drei kräftigen Männer wollten nichts dagegen unternehmen? Ich für meinen Teil werde jedenfalls etwas unternehmen. Ich bin zwar kein Krieger, aber sehr wohl im Umgang mit dem Schwert geschult. Handelsreisen können gefährlich sein und wir mussten uns mehr als einmal gegen eine übermütige Diebesbande erwehren. Allem voran steht für mich meine Familie, ich werde mich also wohl in nächster Zeit etwas verdeckter halten müssen, um die verbliebenden Orte abzuklappen, wo sich meine Frau aufhalten könnte.

17. Firun 1012

Ich erhielt Nachricht von Vetter Parzalon, mein Onkel und sein Vater hat ihn zusammen mit drei Schwadronen Landwehr, mehreren Haufen Infanterie und einigen Haufen Bogenschützen aus Dettenhofen entsandt, um Reichsbehüter Brin zur Seite zu stehen, er möchte damit auch seine Treue gegenüber der Krone beweisen. Hätten wir doch nur mehr Truppen – dieser Verräter Answin von Rabenmund scharrt viele Männer unter seinem Banner. Wäre das Kaiserreich eins, hätten es diese niederträchtigen Schwalzpelze niemals gewagt über die Klippen in die Heimat vorzustoßen. Vielleicht treffe in meinen Vetter ja irgendwo im Herz des Reiches.

Zu meiner fast schon überwältigenden Trauer bleibt nur noch ein Versteck offen, wo sich mein Weib mit meinem Kind aufhalten kann. Ich werde es morgen erreichen und nachsehen. Es handelt sich dabei um eine Familie auf dem Land, zu welcher wir guten Kontakt pflegten. Wenn sie nicht dort ist, ist jedwede Hoffnung verloren. Das heißt, sie ist zusammen mit meiner Mutter und meiner kleinen Tochter in Greifenfurt … entweder gefangen … oder schon seit mehreren Monden in Borons Hallen.

21. Firun 1012

Nur mit viel List ist es mir gelungen zu entkommen, ich ritt heute nach Quastenbroich – dem letzten Versteck, welches ich untersuchen wollte – als ich plötzlich die Rauchsäule sah die von dem Ort ausging. Sofort hielt ich an, doch da flogen mir schon Pfeile um die Ohren. Rahja sei Dank ist mein Pferd nicht mit mir durchgegangen! Ich ritt in einen nahegelegenen Weiler, die Schwarzpelze blieben mir auf der Spur. Phex sei Dank hatte ich noch am Vortag eine weiße Decke gekauft die ich über mich und mein Pferd warf als die Orks herannahten. Die Götter allein wissen wie lange ich dort hinter den Baumstämmen im Schnee zusammen mit meinem Pferd gehockt habe. Ich konnte sehen wie sie nach uns suchten, und nur knapp an uns vorbeigingen. Stinkende Schwarzpelze! So leicht bekommt ihr mich nicht. Noch in der Nacht gelang es mir näher nach Quastenbroich heran zu kommen, doch der letzte Blick blieb mir verwehrt, Orklager versperrten mir den Weg. Wenn dort noch jemand lebte, dann waren es nur noch Schwarzpelze.

24. Firun 1012

Ich schreibe diesen Zeilen aus einem Lazarett in Wehrheim. Bei meiner Rückreise zur Stadt geriet ich in einen Hinterhalt, oder … hatte ich sie überrascht? Ich wählte absichtlich Wege abseits der Reichsstraße, da diese zu unsicher war. Im Schutze der Dunkelheit suchte ich einen Weg entlang eines Karrenpfads. Ich muss irgendwie direkt in einen Spähtrupp der Schwarzpelze hineingeritten sein, drei von Ihnen stürmten sofort auf mich zu. Ich zog mein Schwert blank, einen konnte ich den Schädel mit einem wuchtigen Hieb vom Pferd herunter sofort spalten, doch ein anderer riss mich herunter. Phex und Rondra müssen mir beigestanden haben in diesen Moment! Der stinkende Ork schlug, während ich am Boden lag, mit seiner Axt nach mir. Doch er muss vorbei geschlagen haben, denn ich wurde dabei nicht verletzt. Ich rammte mein Schwert, dass ich dank der donnernden Göttin noch immer in meiner Hand hielt, bis zur Fehlschärfe in seinen dicken Wamst – er war sofort tot. Leider war es dunkel, so dass ich den dritten Ork nicht kommen sah, als er mir einen Pfeil in die Schulter schoss. Der Schmerz riss mich fast von den Beinen, da mich der Pfeil mit der Wucht eines Ochsen traf. Ich schleppte mich hinter einen Baum – ich hörte ihn knurren und grunzen – doch er hatte mich anscheinend aus den Augen verloren. „Soll ich so kurz vor Wehrheim etwa sterben?“, dachte ich mir und nahm all meinen Mut zusammen auch den letzten Ork zu Boron zu schicken. Ich warf ein paar Steine in eine andere Richtung, um ihn zu täuschen, er fiel Phex sei Dank auch darauf hinein und ich konnte ihn entdecken, wie er den Geräuschen vorsichtig folgte. Da ich mit der Verletzung unmöglich schleichen konnte und ich darin ohnehin noch nie wirklich gut war, stürmte ich durch das Gebüsch auf ihn zu. Ich sah noch sein Entsetzen in seinen Augen, als er herumfuhr und ich ihm mein Schwert tief in die Schulter wuchtete. Ihn setzte ihm den Todesstoß – ich hatte gewonnen.

Ich gelang zurück zum Pferd, brach dort jedoch zusammen … ein Mann des 5. Banners, die ebenfalls gerade in der Nähe waren, um Patrouille zu schieben, entdeckte mich und die toten Orks. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern was dann passierte, ich muss zu viel Blut verloren haben. Ich weiß nur noch, dass sie mich nach Wehrheim brachten und erwachte dann schließlich hier im Lazarett.

30. Firun 1012

Meiner Schulter geht es inzwischen besser, so wie der Frühling so langsam einsetzt und die Firunskälte aus dem Land verbannt, so fährt auch in meinen Körper die Wärme zurück. Gestern war ein Leutnant des 5. Banners bei mir – er beglückwünschte mich zu meiner Heldentat vor den Toren der Stadt. Er war sehr freundlich, sein Name war Helmyr von Faldahon. Er wollte wissen, wieso ein Mann wie ich alleine durch feindliche Linien reitet. Er fragte tatsächlich, ob ich ein alveransverliebter Trottel oder mutiger Mann mit einem Geheimnis sei. Ich denke, es ist wohl etwas von beidem. Ich erzählte ihm vom Schicksal und Verbleib meiner Familie, von meinem Reitunfall kurz vor Barburin, meinen Erlebnissen in Wehrheim und vom Orklager nahe Quastenbroich. Im Anschluss fragte er mich, ob ich mich nicht den kaiserlichen Truppen anschließen möchte, um gegen die Bedrohung der Schwarzpelze zu kämpfen. Ich musste in dem Moment an die drei massakrierten Männer vor dem Gasthaus denken. Ich dachte allerdings auch an meine Familie und entschied mich ihm zu sagen, dass meine Pflicht gegenüber meine Familie vor geht, so sehr ich mich gerne ihm und König Brin anschließen möchte. Er verstand und ließ mich allein – ich danke den Göttern dafür, dass ich jetzt nicht mit aufgeschlitzter Kehle vorm Lazarett liege.

6. Tsa 1012

Ich wurde heute aus dem Lazarett entlassen, meiner Schulter geht es inzwischen besser. Sicherer fühle ich mich dadurch jedoch nicht. Die Gasthäuser sind ausgebucht, die Tavernen überfüllt und überall sind betrunkene Soldaten und Werber die jeden Taugenichts, der es nicht schafft rechtzeitig die Kurve zu kriegen, in die Armee rekrutieren. Ich konnte zum Glück bei einem alten Freund unterkommen, das Zimmer ist bescheiden, aber es genügt.

Jetzt wo ich zur Ruhe komme, frage ich mich jedoch, was ich als nächsten tun soll. Noch habe ich genügend Gold, um mir ein paar Söldner anzuheuern, die toll genug sind mich nach Greifenfurt zu bringen. Andererseits, welche Chancen könnte ich schon haben? Die Stadt ist besetzt, die ganze Mark ist nun eine Finstermark unter einem gewissen Orkanführer mit dem Namen Sharraz Garthai – es wimmelt vor Schwarzpelzen und mit denen ist nicht gut Kirschen essen. Mich treibt der Gedanke um, mich freiwillig in der Armee zu melden, alleine wegen meines Standes würde ich mit Sicherheit mindestens den Rang eines Fähnrichs bekommen. Wenn ich mich gut anstelle, und hier und dort die richtigen Männer schmiere, sollte es mir möglich sein eine Lanze an Mannen zu bekommen, die ich befehligen kann, um sie bei der nächsten Gelegenheit nach Greifenfurt zu führen. Ich werde eine Nacht darüber schlafen und morgen zu einer Entscheidung kommen.

07. Tsa. 1012

Ein Ausrufer machte mich heute Morgen wach. Die Schwarzpelze belagern Kloster Marano, sie sind also schon näher an der Hauptstadt, als alle dachten, den Göttern sei Dank sind sie so dumm und Belagern es nur, nicht auszudenken was passiert wäre, wenn sie unbemerkt über die Reichsstraße aus Ferdok eingefallen wären. Die Soldaten auf den Straßen versammeln sich, kein Moment vergeht, in der nicht ein Horn geblasen wird. König Brin sammelt seine Truppen, es sieht so aus als wollte er losmarschieren. Der Schnee ist fast komplett weggetaut, eine bessere Gelegenheit bekommt er wohl nicht mehr. Auch meine Füße sind rastlos, sie wollen ebenfalls losmarschieren. Phex, hilf mir, ich bin ein Händler, kein Krieger – soll es etwa sein, dass auch ich in den Krieg ziehen soll? Andererseits, wie heißt es so schön: Hilf dir selbst, dann hilft dir auch Phex. Bei der Krone des Kaisers, ich gehe jetzt zur Meldestelle und werde mich ebenfalls freiwillig melden, vielleicht ist ja genau dies mein Schicksal meine Familie zu retten. Eine bessere Gelegenheit werde ich nicht mehr bekommen. Cui Honorem Honorem!

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