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Monatsarchive: September 2010

Ein gar denkwürdiger Tag

Noch früh am Morgen, als die Praiosscheibe gerade begann sich über den Dächern der Häuser der Stadt Ferdok zu erheben,  stemmte sich Junker Sieghelm G. von Spichbrecher aus seinem Bett. Das Schlafgemach dass ihm die hochachtbare Dame ai Tamerlein zu Verfügung gestellt hatte war prunkvoll und stilvoll eingerichtet, ganz wie es Sieghelm aus frühenen Zeiten gewohnt war, auch wenn er inzwischen – spätestens zu seiner Zeit an der Kriegerakademie – einen kargeren Lebensstil gewohnt war.

Er beeilte sich mit der Morgentoilette und dem anschließenden Ankleiden um auf keinen Fall seinen großen Tag zu verpassen, dem Tag an dem er – Junker Sieghelm Gilborn von Spichbrecher zu Dettenhofen, Absolvent der Kriegerakademie der Feuerlilien zu Rommilys, ein bedeutendes Artefakt der Praioskirche an die Geweihtenschaft des Götterfürsten übergeben  würde. Ein letztes Mal prüfte er seine Kettenteile, seinen Wappenrock und seine Schwerter auf ihre akkurate Sauberkeit und verließ dann das Anwesen der Hochachtbaren Dame um seinen kleinen Gefährten Pagol, seinen Jagddackel, abzuholen.

Entgegen Sieghelm Erwartung waren die Straßen an diesem morgen bereits sehr belebt, geschäftiges Treiben  herrschte auf den gestampften Stadtpfaden. Romo und Gilbert, die zwei Mannen seiner Infanterieeinheit standen ebenfalls, wie bereits am Abend zuvor befohlen,  bereit.

“Praios zum Gruße die Herren.” grüßte Sieghelm die beiden Männer die in die teils blauen Wappenröcke der Stadt Hammerschlag gehüllt waren. Rumo fuhr herum und entgegnete den Gruß des Junkers. Sieghelm baute sich währendessen auf, atmete tief ein und setzte zu einer wohl überlegten und pathetischen rede an: “Ihr dürft stolz sein an diesem Tage jenem ehrwürdigen Moment beiwohnen zu dürfen, welcher euch heute zuteilwerden wird. Ihr werdet noch euren Enkelkindern von jenem Tag erzählen an dem ihr dabei gewesen wart, als der damalige Junker Sieghelm Gilborn von Spichbrecher zu Dettenhofen, den erhabenen Praiosschild – ein Artefakt des Ersten Alverans  – aus den Händen des bösen entrissen hat um es wieder in den rechtmäßigen Besitz der Kirche zurückzuführen.” “Ohja, ich kann es kaum erwarten.” sprach Rumo und unterdrückte dabei ein Gähnen, Gilbert hingegen schien etwas begeisterter und hing an Sieghelms Lippen. “Ganz bestimmt, Herr – dürfen wir der Feierlichkeit beiwohnen?” Sieghelm setzte ein Lächeln auf und schaute verwegen an seinen beiden Mannen vorbei  – als der Junker noch mehreren Sekunden nicht auf die Frage von Gilbert reagierte setzte er nach: “Herr Junker? Verzeihung?” “Was? Achso, ja – natürlich.” Sieghelm wurde aus seiner sichtlichen Gedankenverlorenheit herausgerissen – denn in seinem Tagtraum war er bereits bei seinem Ritterschlag Zuhause in Rommilys. “Lasst und gehen, dort hinten stehen die Wachen der Hochachtbaren Dame bereits auf uns – zusammen mit der Truhe mit dem Artefakt.” Sieghelm ging mit seinen Mannen zusammen zu der Eskorte von Nahema ai Tamerlein, die sie ihm freundlicherweise für die Begleitung zum Tempel zur Verfügung gestellt hatte. Zusammen mit den Wachen der Dame, seinen beiden Leuten aus der Infanterie, als auch dem Gelehrter Herrn Nehazet und der werten Azina ging es dann auf zum Praiostempel – natürlich war Pagol auch dabei.

Während des kleinen Marschs, ließ Sieghelm die Ereignisse des vergangenen Tages noch einmal vor seinen geistigen Auge Revue passieren: Leider konnte der Ring der Hesinde nicht gerettet werden, dieser vermaledeite Papagei hatte es doch tatsächlich geschafft den Ring zu bekommen und mit ihm davon zu fliegen, doch aus irgendeinen Grund schien die Hochachtbare Dame davon nicht allzu entrückt, ja schon fast Leidenschaftslos – und überhaupt schien sie irgendwie alles nicht wirklich zu tangieren. Sieghelm wurde aus der Frau nicht schlau, und dieser mystische Schleie der sie umgab, wurde nur noch mehr durch die Tatsache geschürt, dass sie Praiosartefakt einfach so wieder her gab. In der Reliquienkammer des Frau hingen und standen einige Kostbarkeiten, zudem stellte sie der Gesellschaft das Schild als “Aus der Khôm-Wüste geborgen” vor – was es wohl damit auf sich hatte? Sieghelm würde mehr darüber in Erfahrung bringen müssen wenn das Schild irgendwann offiziell präsentiert wurde und man ihn erneut zu einer Rede anhielt.

Neben dem Krieger hüpfte Pagol, der treue Dackel, an den Beiden seines Herrchens neugierig empor. “Was hast du denn, Pagol?” fragte Sieghelm und blieb für einen Moment stehen – wodurch der gesamte Trott, bestehend aus mehreren Wachen ebenfalls zum erliegen kam. Pagol bellte kurz auf und sah bittend zu seinem Herrchen auf. Sieghelm schaute sich um und entdeckte einen Marktstand der abgehangene Würste verkaufte. “Achso – ich verstehe.” sagte er, und dann zu der Eskorte: “Einen Moment, es kann gleich weiter gehen.” Sieghelm ging zu dem Stand und erwarb zwei der leckersten und besten Würste die der Stand zu bieten hatte – eine für sich, und eine für Pagol. Danach ging er weiter.

‘Wie in Praios Namen konnte der Gestaltwandler es nur schaffen Wein zu trinken ohne sich zu verflüssigen? Wir hatten doch die Information von dem Geweihtes des Praios, dass Alkohol ihn in seine natürliche Form verwandeln würde?’ – dachte der Baronssohn und drehte dabei nachdenklich die Wurst zwischen den Fingern hin- und her. ‘Irgendwo in der Stadt muss außerdem noch ein toter Roban Grüntal liegen, da der Gestaltwandler ja seine Form angenommen hat – ich muss der Stadtgarde noch Bescheid geben. Ob Ulwine Neisbeck, die Händlerin, wohl mit zu diesem Komplott gehört? Immerhin haben wir aus ihrem Kontor das Schild entwendet, wusste sie etwa davon? Aber wenn ja, wieso hatte der Gestaltwandler dann nicht versucht das Schild selbst zu bergen? Nein Nein, Frau Neisbeck wird davon nichts gewusst haben, außerdem würden sich die Bannstrahler wohl bald ihrer annehmen da sie immerhin das Schild heimlich transportierte.’

Diese, und noch viele weitere Gedanken gingen dem Junker durch den Kopf, auf dem Traviaplatz, welcher vor dem Praiostempel ist, machte die Eskorte dann für einen Moment halt, Sieghelm war nämlich wieder stehen geblieben und blickte zu der erhabenen, prächtigen und großen Kirche des Götterfürsten empor. Es war ein Bauwerk von wahrer Anmut und Größe, die Fenster waren hochgezogen und mit Bleiverglasungen versehen, die Mauern dick und kräftig, und auf der Spitze prunkte das güldere Symbol Praios, das immer wachende Auge, schon als Kind war Sieghelm fasziniert von der Bauweise der Praioskirchen, denn auch in Rommilys gab es ein sehr prächtiges Bauwerk. Da fiel Sieghelm erneut das Gespräch mit dem Gelehrten Herrn Nehazet ein, der doch tatsächlich Phex an Praios Stelle setzen wollte, an die Stelle des Götterfürsten – welch ein Frevel!

“Gelehrter Herr – seht dieses Gebäude und lasst euch von seiner Gewaltigkeit und Kraft einfangen – und nun sagt erneut das ihr immer noch davon überzeugt seid, dass der Fuchsgott tatsächlich der wahre Götterfürst sei – denn im Gegensatz zu diesem Bauwerk, welches dem Herrn Praios geweiht ist, sind die Gebäude des Herrn Phex Kaschemmen und Spelunken.”

Ein Ball mit Komplikationen

Erschöpft ließ sich Azina auf ihr weiches Bett fallen. Viel ist an diesem Tag passiert. Langsam beginnt sie, die Eindrücke zu verarbeiten:

Bei Firun, was für ein Tag. Er übertrifft sogar noch den gestrigen. Erst erhalte ich von Sieghelm eine überraschende Einladung auf den Ball und dann, als wenn das nicht schon seltsam genug wäre, erhalte ich von der Nehema al Tamerlein ein verzaubertes Armband. Es besitzt in der Tat erstaunliche Kräfte. Zum einen werden meine körperlichen Fähigkeiten drastisch erhöht, sodass ich schneller laufen, zuschlagen, ausweichen und parieren kann. Aber sie warnte mich, es allzu lang zu benutzen, da es mich völlig erschöpfen könnte. Ich werde es bei Gelegenheit testen.

Die andere Fähigkeit stärkt alle meine Sinne, sodass ich besser hören, sehen, tasten und riechen kann. Diese Fähigkeit sollte ich künftig ebenfalls mit Bedacht einsetzen. Als ich sie vorhin beim Einkaufen das erste Mal auf dem Ferdoker Marktplatz einsetzte, überwältigten mich die Eindrücke derart, dass ich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht. Ich hätte nie gedacht, dass Fisch so dermaßen stinken kann oder dass ein Praioti von einer blendendhellen Aura umgeben ist. Das wirft ein ganz neues Licht auf die Gottesdiener. *lach

Am Abend auf den Ball hatte ich direkt Spaß daran die Leute mit Wein abzufüllen. Nur so konnten wir den Gestaltwandler entdecken, dachten wir. Es war an sich ein schöner Ball. Die Speisen waren vorzüglich, der Wein köstlich und die Dekoration prachtvoll, die Teilnehmer zwar etwas spießig, aber das ist ja so üblich auf solchen Veranstaltungen. Wenn nur nicht diese Zwischenfälle gewesen wären. Erst wurde ein Kaufmann in hoher Position vergiftet, dann verursacht die Schelmin einen Aufruhr im Tanzsaal und anschließend stielt der Gestaltwandler den Hesinde-Ring mit Hilfe des Papageis. Der Kampf war eh unfair. Ich hatte ein Kleid statt meiner Lederrüstung an und nur meine Linkhand statt meinem Khunchomer zur Verfügung. Außerdem war der Gestaltwandler größer als ich und dann war ja noch der zaubernde Papagei. Also umgerechnet 0,5 gegen 3. Da hatte ich keine Chance.

Aus irgendeinem Grund lief der Gestaltwandler nicht weg, so konnte ich ihn, als ich aufwachte, festnehmen lassen. Am nächsten Morgen bekämpften wir ihn in Sieghelms altem Zimmer, nachdem Hr. Spichbrecher aufs Geratewohl die Möbel zertrümmerte. Erst verwandelte er sich in einen Stuhl, dann in ein Schwein und dann sogar in Sieghelm. Ein Schelm, der Ähnlichkeiten zwischen den letzten beiden Gestalten sieht. Obwohl… der Hr. Spichbrecher hat sich heute als außerordentlich fähig erwiesen. Auch seine Art scheint bei den hohen Herrschaften gut anzukommen. Das Einzige, was man ihm heute anlasten kann, ist, das er nicht ein einziges Mal mit mir getanzt hat! Und dabei waren wir zusammen auf dem Ball! Ich habe mir extra ein schönes Kleid gekauft, aber der rondranische Rohling hat es und mich nicht beachtet. Pfff.

Aber was bei den Zwölfen ist mit Nicolo los? Erst meidet er uns und dann erhält er von dem Gestaltwandler in Person des Hrn. Grüntal eine Schriftrolle. Hm, da der Herr Grüntal die Begleitung der Frau Neisbeck war, könnte es sich um etwas Geschäftliches handelt haben. Als wir jedoch in den merkwürdigen klumpigen Überresten des Gestaltwandlers ebenfalls solch eine Schriftrolle entdecken, welche das Duell Sieghelms gegen den willenlosen Obdachlosen malerisch darstellt, überkam mich eine schreckliche Ahnung. Der Stil und die Unterschrift erinnern mich an die verbrannten Bilder aus den schwarzen Landen. Diese Bilder wurden von einem Vampir mit dem Blut seiner Opfer gemalt. Könnte dieser Vampir noch am Leben sein? Beobachtet er uns? Welche Verbindung besteht zu Nicolo? Und stehen beide mit dem Papagei in Verbindung? Müssen wir uns gleich gegen zwei Zauberwesen der Lüfte behaupten?

Firun gib mir Kraft diese dunklen Zeiten zu überstehen. Wenn doch nur Falkie hier gewesen wäre…

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Gedanken der Azina

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