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Das Jahr des Feuers

Brüderlicher Brief

An den ehrenwerten Kontoristen Phexion Memnos in Grangor
Elenvina, 01. ING 2519 Horas

Mein geliebter Bruder Phexion,

mögen die Götter dir gütig sein. Ich weile derzeit in Elenvina, da die mittelreichischen Hoheiten um meine Präsentia beim Reichskongress baten. Wie du aus diesem Bonmot auslesen kannst, verlief meine Reise nicht ganz, wie gedacht. Allerdings würden die genauen Vorkommnisse die Möglichkeiten eines Scripitissimus überschreiten. Dir sei gesagt, mir geht es körperlich und geistig den Circumstancien entsprechend gut. Außerdem reise ich in durchaus spannender Cliquess. Wie dem jedoch sei, ich würde dich bitten, mir einen kleinen Credit von vielleicht 100 Dukaten zu gewähren. Auf der Reise hatte ich ungeplante Emissionen und werde diese vermutlich auch weiterhin haben.
Ansonsten hoffe ich, dass es dir, deiner geliebten Lanike und den beiden Piccolos gut geht und ihr euch beide bester Gesundheit erfreut. Bitte grüße in deinem nächsten Epistel Vater, Lynkea und Phoroneus herzlich von mir.

Anbei gewähre ich dir mit diesem Schreiben sogleich die Prokuration, den gewährten Credit in voller Höhe sich von meinem Secetarius in Rethis zurückzahlen zu lassen.

Beste Grüße
Bothor

Eine neue Richtung

Da haben mir dieser Hund und dieser Wolf doch tatsächlich einen Streich gespielt! Ich habe ob der jüngsten Vorkommnisse scheinbar geschlafen wie ein Fels. Was als Jägerin eigentlich tödlich ist. Wachsamkeit ist das Gebot der Stunde. Immer und zu jeder Zeit. Umso erschreckender ist, dass ich nicht bemerkt habe, dass mir Elfenbein die abgeschlagene Kralle des Greifen wieder zurück brachte. Im ersten Moment dachte ich an göttliches Wirken. An einen Hinweis, dass der mir vorschwebende Weg der Richtige ist. Mit welcher Arroganz ich manchmal gesegnet bin. Ich habe tatsächlich göttliches Wirken in den Transport einer Jagdtrophäe gesehen. Azina schüttelt den Kopf. Wie lächerlich. Wie kämen Firun oder gar Praios dazu? Am Ende war es lediglich Elfenbein … aber ist er nicht auch göttlich? Ist es vielleicht doch ein Zeichen? … Verstohlen linst sie aus den Augenwinkeln zu „ihrem“ schneeweißen Wolf hinüber.

Wobei … eine Jagdtrophäe ist die Kralle ja nicht. Ich behielt die Kralle und einige Federn nur, weil Nehazet meinte, sie können noch nützlich sein bei der Errettung der anderen Greifen. Dank des Tempels in Katay wissen wir vermutlich, dass es hier in der Gegend acht Greifen gab. Das Licht von fünf der Statuetten ist bereits erloschen. Einem wurde letzte Nacht vor unseren Augen die Seele von einer Sphinx entzogen, weil ich ein Rätsel nicht beantworten konnte. Es war ein gar schrecklicher Anblick wie auch er in sich zusammenfiel und schließlich explodierte. Das Rätsel aber war so schwer nicht. Jane wusste es auf Anhieb. Nur ich nicht. (und Sieghelm auch nicht).

Sieghelm hat noch zu verhindern versucht, dass ich antworte. Vielleicht in der Hoffnung, dass die Sphinx von ihrem Opfer abließe, wenn die Antwort aufgeschoben wird. Aber irgendetwas in der Stimme der Schimäre sagte mir, dass eine gegebene Antwort zumindest eine Chance auf Rettung darstellte, während keine Antwort den Tod als Gewissheit hätte. Ich hätte mir meine Feigheit nicht verziehen. Und noch hatte ich keine gewirkte Magie in meine Richtung gesehen. Lieber hätten wir die Sphinx bei einer falschen Antwort bekämpft und wären bei dem Versuch gestorben, als mit der Schande der Untätigkeit zu leben. Das wäre einer Erwählten nicht würdig.

Erwählten … was mag das wirklich bedeuten? Könnte dieses Zwischenwesen … Azina spuckt gedanklich auf den Boden aus … am Ende doch Recht haben? Ist uns die Weihe nicht gegeben? Einige von uns haben ja schon besondere Kräfte und Fähigkeiten, die über normale Menschen hinausgehen. Sie sind auch anders als die Gaben der Geweihten. Und sie werden offenbar von Gottes Gnaden stärker. Nur wo entspringt der Macht Quelle? Von den Göttern? Aus uns selbst? Oder aus den Gegenständen? Und welche Rolle spielen die Amulette? Sie waren von Beginn an da. Uns zeichnend. Ohne Erklärung. Ohne Bedeutung? Wir können sie nicht wirklich fortgeben. Sie sind an uns gebunden. Und sie strahlen in göttlichem Weiß.

Gestern Abend hat mich Nahazet auf interessante Gedanken gebracht. Wir haben meine Fähigkeiten der zweiten Sicht trainiert. Experimentell versuchten wir herauszufinden, ob ich vielleicht Schatten oder Spuren vergangener Präsenzen entdecken kann. Leider war dies nicht der Fall. Dennoch könnte es aber ein Weg zum Ziel sein: Training der gegebenen Fähigkeiten.

Wie viel stärker wir wohl noch werden (müssen), um dem Gegner trotzen zu können?

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Azinas Gedanken

Den Göttern gefällig

8. Peraine 1027 n. BF

Gemächlich schreitet Mhanach voran. Ein Glied in der Kette der Gefährten, die sich durch das karg bewaldete Gebiet östlich der schwarzen Sichel bewegt. Auf ihm sitzt die Botin Firuns tief in Gedanken versunken.

Das war sie also. Meine erste Begegnung mit einem Firungeweihten. Er konnte mir nicht helfen. Er hatte offenbar noch kaum Erfahrung. Stattdessen schickt er mich in eine sogenannte Schwitzhütte zur Meditation. Hitze statt Kälte, um Firun nahe zu sein …

Dennoch schweiften meine Gedanken rasch weit weg. Zu einer schneebedeckten kargen Ebene. Es war jedoch nicht kalt. Nicht einmal als ich meine Stiefel auszog. Es zeichnete sich keine Erhebung ab. Eine sehr geordnete Leere. Nur in der Ferne war ein kleiner Wald zu sehen. Doch außer der kleinen Jagdhütte fand sich kein Leben in diesem Wald, keine Spur zeichnete sich ab, nicht ein einziger Hinweis. Im Innern der Hütte hielt sich ein Wesen in Gestalt eines alten Mannes auf, welches sich selbst als Zwischenwesen bezeichnete. Als ein Weisen zwischen Alveranier und Jenseitigem. Als ein Wesen des Ausgleichs.

Er wusste von meinem Wunsch die Weihe Firuns zu erfahren. Er wusste überhaupt alles von uns. Er offenbarte mir, dass ich ja bereits von Firun erwählt sei und ihm daher nicht näher zu kommen ‚brauche‘. Firungeweihte im Allgemeinen schauen zu mir auf, wie die Geschichte im Holz des Tempels bezeuge. Eine Weihe sei für meine Aufgabe daher nicht vorgesehen.

Nein! Bei des Ebers Hauer, das ist nicht wahr!

Ich wollte mit einem Abgesandten Firuns sprechen und nicht mit diesem Wesen, welches mich arglistig zu täuschen versucht. Niemals hätte mich Firun oder einer seiner Abgesandten einfach so empfangen, ohne mich schon auf dem Weg dorthin mit Kälte und Verzicht zu prüfen. Und wie kann es einen Wald ohne Leben geben? Das wäre das Ende allen Seins. Das wäre das Reich Nagrachs! Elender! Steht der Firungeweihte in Gallys bereits unter dämonischem Einfluss? Erstreckt sich die Macht der Schwarzen Lande bereits bis hier? Ich habe das nicht überprüft! Welch eine Schande! Ich war zu sehr mit mir selbst und meinen Gedanken beschäftigt.

Wie oft habe ich versucht Kontakt mit Firun aufzunehmen? Ihn gebeten mir zu weisen was ich tun soll? Bin ich seiner Gegenwart unwürdig oder fordert er von mir Selbstbestimmtheit? Scheinbar von den Göttern verlassen, streiten wir für sie. Oder ist es ihnen vielleicht nicht möglich mit uns direkten Kontakt aufzunehmen? Das passt ja alles gut zusammen. Und jetzt soll ich einfach zulassen, dass ein „Wesen des Ausgleichs“ Zweifel in mir säht? Nicht mit mir!

Man kann seinem Gott nicht nah genug sein! Alle Menschen streben danach. Ich wiederstehe der Versuchung. Ich werde nicht von meinem Ziel ablassen. Nein! Jenseitiger Alveraner! Nein! Fahr in die Niederhöllen oder noch weiter weg! Das war nur ein weiterer Versuch einen Anker zu fällen. Doch ich bleibe standhaft!

Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird Firun mich weihen! Ich finde einen anderen Geweihten, der mir hilft. Oder auch nicht. Dann eben ohne Priester! Nehazet hat mir versprochen, dass wir nach Norden in die Eiswüste ziehen. Tun wir das! Dort werde ich Firun persönlich seinen Speer zu Füßen legen. Kälte und Hunger können mich nicht aufhalten. Und Hitze ist ja wohl ein schlechter Scherz.

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Kurz darauf kämpft die Gruppe gegen einen dämonisch beeinflussten Greifen. Azina sprang auf seinen Rücken und versuchte ihn am Weiterkämpfen zu hindern, als Sieghelm ihm mit einem gewaltigen Streich den Bauch aufschlitzt. Sie wurde zwei Mal schwer von reiner göttlicher Energie getroffen und kann sich nun kaum noch auf den Beinen halten.

Das … war … heftig. Ich fühle mich ganz schwach. Dieser Greif ist ja beim Sterben explodiert. Ich trage keine sichtbaren Wunden davon. Es ist, als ob mich sämtliche Energie verlassen hat. Aber ich nehme keinen Heiltrank. Das fühlt sich falsch an. Ich bin getroffen von göttlicher Energie, das muss mein Körper von allein schaffen.

Nehazet meinte, ich solle die abgeschlagene Kralle sowie einige Federn behalten. Sie seien unempfindlich gegen Magie und können diese beeinträchtigen.

Wir töteten ein göttliches Wesen. Ja, er hat uns angegriffen und ja, wir mussten uns verteidigen. Aber ich bin mir sicher, dass Nehazet eine Möglichkeit gefunden hätte, ihn von seiner dämonischen Beeinflussung zu befreien. Immerhin hat diese Beeinflussung auch Einzug in seinen Kopf gefunden. Und Nehazet findet immer eine Lösung. Wir hätten ihn vereint niederringen können. Dann hätte Nehazet genügend Zeit für die Heilung gehabt. Aber kaum erholte sich Sieghelm von seiner Blendung, hat er nichts Besseres zu tun, als ihn zu töten. Da nützt auch sein Gebet an Praios wenig. Das war voreilig.

Ich trauere um diese göttliche Existenz. Ich erinnere mich wie strahlend schön der Herold in Gareth aussah. Auf diesem armen verwirrten Greifen konnte ich nur einen kurzen Blick werfen, ehe er völlig ausrastete. Zumindest wissen wir nun wahrhaftig, womit wir es zu tun haben. Die Greifen der schwarzen Sichel werden pervertiert. Sein Opfer darf nicht umsonst gewesen sein. Nehazet muss einen Weg finden sie zu heilen. Denn wir können doch unmöglich alle befallenden Greifen schlachten. Vielleicht helfen uns hier wirklich seine wenigen Überreste weiter.

Bitte verzeihe uns diese Sünde. Wir tun es für die anderen Greifen, auf dass ihnen das zugedachte Schicksal erspart bleibe.

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Azinas Gedanken

erste Legenden

Schlaflos wälzt sich die Botin Firuns in ihrem Bett hin und her. Gro’jesh grunzt neben ihr vor sich hin und lässt sich nicht stören. Wie klein sie neben ihm ist.

So beginnt es also. Das sind meine ersten Legenden. Geschichten, erzählt von einem Firungeweihten aus Gallys während eines Gottesdienstes. Ich selbst habe sie ihm erst tags zuvor erzählt. Unglaublich, dass bereits vor fünf Götterläufen feststand, dass ich – oder zumindest eine Frau – die Erwählte des Firun wird. War es vorherbestimmt, dass ich scheitere? Dass ich niemals die Gunst einer Familie erlangen würde? Ich hatte mein Ziel aus den Augen verloren. Fern der Heimat schlug ich mich als Glücksritter durch, der mehr Glück als Verstand hatte. Das ist mir heute klar. Eigentlich unglaublich, was einem so widerfährt. Die verderbte Druiden damals hätte mich rasch erledigen können.

Wen hätte es an meiner statt treffen können, wäre ich gestorben? Musste es eine Frau sein? Oder stand von Anfang an fest, dass ich es sein musste? Und wann war der Anfang? Wie lange schon bereitet sich die achte Sphäre auf den Kampf vor. Wie lange wissen die Götter darum? Es ist unwirklich.

Aber ich vertraue auf Firun, dass es richtig ist. Ich bin sein Werkzeug, um den Vortex zu vernichten! Oder um zumindest meinen Teil dazu beizutragen. Mein Leben zu geben. Firun … oder vielleicht eher Ifirn hat ermöglicht, dass … dass ich noch ein anderes Leben führen kann. Ein Anderes.

Rasch hat sie einen Entschluss gefasst. Vorsichtig und leise schleicht sie sich aus der Taverne. Elfenbein begleitet sie auf samtenen Pfoten. Alles liegt ruhig da im Licht des Madamals. Keine menschlichen Schattenwesen treiben hier in der Nacht ihr Unwesen. Zu karg und zu gesichert ist diese Grenzstadt. Doch Azina hat ein Ziel. Schon bald erhebt sich der hölzerne Firunstempel vor ihr. Sie kniet vor seiner Schwelle nieder und wartet. Den Blick zu Boden und in sich gekehrt.

Früh am Morgen, wo Jane nur Gro’jesh im Nachbarbett vorfinden wird, tritt der Firungeweihte vor die Schwelle des Tempels. Interessiert schaut er auf die Tulamidin herab.

„Was ist dein Begehr?“ fragt er sie.

Sie hebt den Blick und starrt ihm herausfordernd in die Augen. Und sie antwortet mit fester Stimme: „Ich möchte eine Geweihte Firuns werden. Was muss ich dafür tun?“

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Azinas Gedanken

Reise nach Rommilys – Teil IV „Die Hard“

Die Nacht in Hardfurten verlief ruhig, Traviahold ist dort immerhin ein bekanntes Gesicht, aber nicht von der Bedeutung wie in Kohlhütten oder Hochstieg. Am nächsten Morgen reiste er in großer Aufregung ab. Seit seiner Reise zu den Sennen der Rondrakirche war dies das erste Mal, dass er die Komturei Hochstieg verließ und sich in die unsicheren Gefilde der Baronie Dettenhofen begab. Einerseits konnte er sich beim Namenlosen nicht vorstellen, dass sein Vater oder sein ältester Bruder etwas gegen ihn unternehmen würden, er war immerhin ein inzwischen hochangesehendes Mitglied der örtlichen Traviakirche, nichtsdestotrotz wollte er die Baronie schnellstmöglich durchqueren, da ihm nicht nach einer Begegnung mit Vater und Bruder zu Mute war. Und doch legte sich ein Schmerz um sein Herz, da es ihm danach verlangte, seine geliebte Mutter Gwynna wiederzusehen. Die intriganten Erzählungen von seiner Schwiegermutter Lady Wulfgrid, der Schwester seiner Mutter – also seiner Tante, ließen nichts Gutes bezüglich des Gemütsbefindens seiner Mutter erahnen. Aber Lady Wulfgrid konnte seinen Vater noch nie leiden, wie ihm seine Erinnerung meinen ließ.

Den Vormittag folgte Traviahold der Hard flussabwärts bis nach Hardfelden, einem kleinen Dorfe, in dem sich die Wege aus Hochstieg und dem Wolfskopfkloster vereinen. Er saß gemütlich an einem Tisch vor der kleinen Taverne und genoss die Sonne, als ein „Traviahold?“ ihn aus seinen Gedanken riss. Er öffnete die Augen und schaute sich um. Lange musste er nicht suchen, denn eine Geweihte der Herrin Travia kam mit großen Augen und Schritten auf ihn zu. Traviahold musste kurz überlegen, bis er seine Gegenüber erkannte. „Sieglinde!“, rief er aus, „Wie schön dich wiederzusehen!“ Er stand auf und beide Geweihte umarmten sich, bevor sie sich wieder setzten. „Was machst du denn hier? Man hört ja so allerlei Gerüchte über dich in der Mark!“ Die Überraschung stand Traviahold ins Gesicht geschrieben. „Gerüchte? Über mich? Was denn für Gerüchte?“ „Vermutlich stimmen die meisten wie üblich nicht, aber es heißt, du hättest einen Dämon erschlagen, bist in den Traviabund eingetreten, hast einen außerkirchlichen Orden gegründet und stehst einem Tempel vor.“ „Kloster.“ „Wiebitte?“ „Ich bin Prior eines Klosters“, lacht Traviahold. „Und es ist erschreckend, dass die Gerüchte allesamt wahr sind, also zumindest war ich bei all dem dabei.“ Sieglinde schaut ihn mit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. „Jetzt schau nicht so, ich selber liege so manche Nacht wach und warte darauf, dass ich aus dem Traum erwache und wieder als einfacher Geweihter in unserer Klosterkammer erwache. Aber bisher geht dieser Traum Tag für Tag weiter.“ „Dann hast du die Gnade der zweiten Weihe erfahren?“ „An dem Tag meines Traviabundes vom Praetoren-Paar Trondbald und Helfwiege.“ „Ich kenne die beiden, habe sie aber seit einiger Zeit nicht mehr in Rommilys gesehen.“ „Nun, wenn du sie wiedersehen willst, musst du in mein Kloster bei Hochstieg kommen, sie sind ihm beigetreten.“ „Bei den Göttern! Du musst sie ja mächtig beeindruckt haben!“ „Ich weiß ehrlich nicht, ob wirklich ich der Grund war. Ach, es war eine ereignisreiche Zeit, es fällt schwer, das alles zu erklären. Aber ich bin glücklich derzeit.“ „Bei der großen Mutter, dass ist doch das wichtigste! Aber schade, dass du plötzlich schon im Traviabund stehst“, meint Sieglinde mit leicht verzerrtem Grinsen. Traviahold schaut skeptisch. „Darpatia, meine Frau, ist eine gute Frau. Mir persönlich etwas zu sehr Rondra zugeneigt, aber was soll ich von einer Feuerlilie erwarten!? Allerdings steckt hinter dem Bund auch sehr viel Politik, so ehrlich kann ich sein. Aber sie schenkt mir bald ein Kind, wie viel besser kann die Große Mutter zeigen, dass sie einverstanden ist?“ „Du wirst Vater? Glückwunsch! Aber dann wird es wohl endgültig nichts mit uns als Hohes Ehepaar?“ Traviahold lacht laut auf, doch bricht er plötzlich ab. „Du meinst das ernst?“ Sieglinde zuckt mit den Schultern. „Es gab da mal eine junge Novizin, die in stillen Momenten über eine solche Zukunft sinnierte, statt ihren Studien nachzugehen“, antwortet Sieglinde leise mit sich rötenden Wangen. „Ich ahnte ja nichts! Warum… Also, du hättest doch mal was sagen können!“ „Haha! Ich? Was mehr, als Freundschaft, konnte ich, die kleine Sieglinde aus Fischerdorf, erwarten mit Traviahold, dem Sohn des Barons von Dettenhofen, dem designierten Klostervorsteher, dem der nie dem Abort säubern musste!?“ „Was? War das wirklich so? Ich habe das nie so wahrgenommen!“ „Hast du dich nie gefragt, warum du immer als erster für die wichtigen und spannenden Aufgaben ausgewählt wurdest?“ „Nein, muss ich zugeben. Ich dachte, ich dachte, die Geweihten sehen in mit ein Potential, dass sie bei euch, warum auch immer, nicht gesehen haben.“ „Tut mir leid Herr Prior, ich wollte euch nicht verärgern. Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss weiter, will ich heute noch das Kloster erreichen. Es war nett euch mal wieder gesehen zu haben“, sprach Sieglinde und stand auf. „Was? Wie? Warte doch!“ Doch Sieglinde war raschen Schrittes bei ihrem Pferd und ritt, ohne sich ein letztes Mal umzusehen, von dannen. Traviahold schaute ihr bestürzt hinterher. Nach einigen Momenten riss er sich aus der Starre, packe seine zwölf Sachen zusammen und machte sich ebenfalls wieder auf den Weg, jedoch in die andere Richtung.

Es war schon kurz von Torschließung, als er nach Stunden des nachdenklichen Ritts in Dettenhofen ankam. Ursprünglich wollte er noch weiter nach Hardmund, doch hatte ihn das mittägliche Gespräch zu sehr aus dem Konzept gebracht. Er kehrte in einem kleinen Gasthof Nahe des Praiostores ein, in der Hoffnung möglichst nicht erkannt zu werden. So nahm er sein Abendmahl auch nicht im Gastraum ein, sondern ließ es sich auf sein Zimmer bringen. Er schlief diese Nacht sehr schlecht, er hinterfragte seine gesamte Ausbildung und schämte sich dafür, wegen seiner Herkunft bevorzugt geworden zu sein, denn je mehr er nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass Sieglinde mit allem Recht gehabt hat.

Reise nach Rommilys – Teil I „Der Abschied“

Traviahold seufzte, als er sich von seinem Schreibtisch erhob. Das Kloster war inzwischen zwar schon geweiht worden, doch außer dem Haupttempel, der Brauerei und einem Teil der Umfassungsmauer gab es noch keine Gebäude, nur Baracken. Und so verbrachte Traviahold noch sehr viel Zeit in Hochstieg, auch um in der Nähe von Darpatia zu sein. Seiner schwangeren launenhaften Frau, der er gleich erklären müsste, dass er dringend nach Rommilys reisen muss. Er überlegte kurz, ob er einfach heimlich versuchen sollte davonzureiten, doch der Blick voraus, auf das dann stattfindende Wiedersehen ließ ihn verängstigen. Er packte eilig seine Tasche mit dem nötigsten und vergewisserte sich mehrmals, dass er sowohl den Brief von Sieghelm, als auch das Buchmanuskript dabei hatte. Dann ging er auf den Übungsplatz der Burg, wo er Darpatia antraf, wie sie die übenden Soldaten anschrie. Es hat mehrere Tage der Diskussion und des Schlafens in getrennten Betten benötigt, bis sie sich davon überzeugen ließ, dass sie selber nicht mehr an den Ertüchtigungen teilnimmt. Traviahold räusperte sich vernehmlich hinter ihr. „Was ist?“, schrie Darpatia unwirsch , während sie sich umdrehte. Als sie ihren Ehemann erblickte änderte sich ihr Tonfall schlagartig und sie sprach liebevoll weiter: „Oh, Liebling, ich habe dich nicht erwartet.“ Als sie die Tasche sah runzelte sie die Stirn. „Willst du schon wieder zum Kloster? Du bist erst gestern zurück gekommen!“ Unsicher, wie ein junger Bengel, der von seinen Eltern bei Unfug erwischt wurde, antwortete Traviahold, während er ihre Hand ergriff: „Ich reite nicht zum Kloster. Ich muss in einer dringenden Angelegenheit des Ordens nach Rommilys.“ Darpatia wollte sich schon zu ihren Soldaten umdrehen, als er hinzufügte: „Und ich benötige keine Eskorte, meine Liebste. Mit jedem Bandit, der kleiner ist, als der Dämon auf dem Berg, werde ich schon fertig.“ Und um zu verhindern, dass sie ihm – berechtigt – widersprechen konnte, gab er ihr einen liebevollen Kuss. Er wusste, dass sie es namenlos hasste, wenn er dies vor ihren Soldaten tat, doch das war seine einzige Chance, diese Diskussion schnell zu beenden. Und es schien zu funktionieren, denn Darpatia seufzte: „Nun gut, wie du es willst Herr Ordensprätor“, es folgte ein flüchtiger Kuss von ihr, „aber beeile dich bitte schnell wieder bei mir zu sein. Und jetzt verschwinde, sonst denken die Soldaten noch, ich hätte Gefühle.“ Lächelnd drehte sie sich um und wurde rot im Gesicht, als sie eben jene Soldaten anschrie: „Wer hat gesagt ihr sollt eine Pause machen? Wer nicht sofort weitermacht darf heute noch dreimal die Treppen des Roten Riesen hochrennen! In Plattenrüstung! Mit Gepäck!“ Kichernd entfernte sich Traviahold, ging zum Stall, nahm sich sein Pferd und ritt durch das Tor, durch die Stadt, die er wenige Momente später verließ und im Galopp davonpreschte.

So viel zu tun

Mit eiligen Schritten eilte Jane den markt entgegen. So viel zu tun in so kurzer Zeit. Beim besten Schneider der zu finden war kehrte sie ein. „Hesinde zum gruße guter man ich habe leider einen eiligen Auftrag. Ich benötige zwei tuniken angemessen für die Therme gehalten in den Farben dieses Wappenrocks bis in zwei stunden. Eine für mich selbst und eine weiter für eine Begleiterin von mir deren maße ich hier niedergeschrieben habe.  Oh … und auch noch drei männliche entsprechende .. bekleidungstücke .. die Maße der drei Herren stehen hier ebenfalls drauf. Diese sind aber nur geschätzt last sie also ruhig etwas weiter ausfallen mit einem sanften Stoffgürtel wird das schon passen.“ Ein kleiner recht schwerer Beutel landete auf dem Tisch  “ Das hier sollte ausreichen für die Mühen … schickt es bitte zu dem Zelt des Ordensgroßmeisters vom Orden zum Schutze der Schöpfung auf dem Turnierplatz so schnell ihr könnt. Des weiteren benötige ich ein Kleid für den Ball, hmm meine Begleitern vermutlich auch aber ich werde das noch persöhnlich mit ihr abklähren. Das Kleid muss aber erst zum Ball fertig sein halt also etwas Zeit“

Während der verdutze schneider sich anschickte die Maße zu nehmen dachte Jane über die nächsten schritte nach. „Ich muss heute abend noch den wagen überprüfen.  … Azina finden und erfragen ob sie morgen intresse hat Teil zu nehmen ich hätte sie schon längst fragen müssen aber soviel ablenkungen. … hmm vielleicht sollte ich auch eine Tunika für Thornia anfertigten .. ich wette sie sieht umwerfend darin aus. Ob sie wohl eifersüchtige auf Sieghelm wird wenn sie erfährt wie entblöst er mich gesehen hat?“ Ein leichtes schmunzeln lief über ihre lippen. „Die Pferde sind schon besorgt ich sollte sie trotzdem noch durschcheken ob sie krank sind.“ … sie Blinzelte und lauschte nocheinmal auf die Frage von dem Schneider . „Ja ich denke das dunkle grün würde passend sein für das Kleid aber das Ordenswappen muss mit eingearbeitet sein, vielleicht auf dem Oberarm?“ „Welches Kleid sollte ich wohl morgen tragen … Ich muss unbedingt noch einen Brief an Thornia schreiben. …  Ob sie mich vermist?“ ….

 

Schwarz wie die Nacht

Auf dem Tunierplatz konnte er noch die Fassung wahren, doch je weiter er sich von ihm entfernte, desto erschrockener wichen die Leute ihm aus. Sein grimmiger, wutgefüllter Blick vermied es, das sich jemand gemüßigt fühlte ihn anzusprechen. Als er in seinem Zelt ankam, warf Bothor wütend sein Pailos fort und legte fluchend seine Rüstung ab. Wie konnte es sein, dass ihn seine Mutter Rondra so sehr im Stich ließ? Seit 27 Götterläufen dient er ihr nun schon und das war ihr Dank dafür!? Ihn zu blamieren!? Dies war kein ehrenhafter Zweikampf, den er gegen ihren Auserwählten verloren hat – Bothor war schon vor dem Kampf klar gewesen, dass es schwer werden würde gegen Sieghelm. Er ist ein würdiger Auserwählter der Leuin und ein sehr guter Kämpfer. Aber die Hauptfrau der Nordmärker Garde? Der Marschall Garethiens? Der Graf zu Yaquirtal? Die Königin des vermaledaiten Mittelreiches! Sie alle waren schlussendlich chancenlos gegen ihn gewesen. Aber gegen Sieghelm? Er fühlte sich schlechter, als nach seinem ersten Amphorenkampf während der Ausbildung, als er nach dem ersten Treffer das Gleichgewicht verlor und sich nicht länger auf den Amphoren halten konnte. In den 20 Jahren danach ist ihm nie wieder so etwas peinliches widerfahren – bis heute.

Inzwischen hat sich Bothor seiner Rüstung entledigt und kleidet sich in den wenigen schwarzen Stoff, den er besitzt, inklusive dem Wappenrock des Ordens. Die Kapuze tief in das Gesicht gezogen verlässt er Zelt und die alte Residenz. Als nächtlicher Schatten am Tage läuft er durch die Straßen Gareths, bis er den Tempel der Herrin Rondra erreicht. Regungslos steht er in der Pforte. Er möchte laut in den Tempel brüllen, doch nur in seinem Kopf klagt er sie an. Wenn du nicht mehr meine Herrin Mutter sein möchtest, bin ich nicht mehr dein Sohn! Er reißt sich eine Kette vom Hals, lässt sie aus der Hand gleiten und wendet sich vom Tempel ab. Wie von selbst führen ihn seine Schritte durch die Stadt, seine Gedanken sind dunkel und leer wie die Schwärze der Nacht. Als er das nächste Mal wieder klar seine Umgebung wahrnimmt steht er vor dem Altar des Tempels des Schwarzen Lichts. „Ihr da!“, blafft er etwas zu laut einen der Geweihten an. „Schickt den Hüter des Raben zu mir!“, befiehlt er deutlich flüsternder aber immernoch bestimmt. Dann wendet er sich dem Altar zu und spricht still zu ihm. Boron, Herr des Todes, Wächter über den Schlaf. Lass mich dein Diener sein, für den du mich erwählt hast, führe mich durch die Dunkelheit der Ewigkeit meines Seins, erweitere meinen Geist durch die Weisheit deiner Rabenschwingen. Ich, Bothor, bin dein Auserwählter, bis in deine Hallen!

Die Gedanken treiben

Angelegentlich stochert Azina mit einem Stock im Lagerfeuer herum und starrt in die Flammen, als sähe sie ein Bildnis von großer Schönheit. Elfenbein sitzt hinter ihr und wärmt ihr den Rücken, während es sich ausnahmsweise mal Adaque auf ihrem Schoß gemütlich gemacht hat. Versonnen streichelt sie ihm über die Federn.

Schade. Nach den ganzen packenden Vorkämpfen habe ich im Finale der schweren Waffen einen spannenderen Kampf erwartet. Insgeheim habe ich natürlich auf Bothor gehofft. Hätte er gewonnen, hätte ich mit einem Sieg in dem Buhurt auf den Gesamtturniersieg hoffen können. Aber Rondra war dem guten Bothor wohl nicht hold. Oder sie war heute eher Sieghelm zugeneigt. Es hat ja auch mehr Symbolkraft, wenn natürlich der Ordensmeister der Leuin den Zweikampf gewinnt, statt der des Ewigen.

Und um Symbolkraft im Dienste der Sache des Ordens geht es uns ja bei diesem Turnier. Sieghelm und Nehazet sind auch eifrig dabei, Kämpfer und Ländereien zu gewinnen. Da gilt es unsere persönlichen Gefühle hinten an zu stellen. Dennoch werde ich versuchen den Buhurt zu gewinnen. Und wenn ich am Ende Sieghelm selbst überwinden muss. Hm. Ich glaube, wir haben noch nie miteinander gefochten. Nicht einmal im Training. Zumindest ist dies wenn dann einige Götterläufe her.

Aber. Bisher ging alles viel zu glatt. Die einzelnen Turnierkämpfe werden abgehalten. Sieger werden gekürt. Auffällig ist, dass der Orden sehr gut abschneidet. Was ja gut für uns ist. Aber es wirft für mich die Frage auf: Geht es mit rechten Dingen zu? Ist das nicht alles zu leicht? Oder sind wir einfach nur gut. Wobei natürlich auffällt, dass hier fast ausschließlich Adelige antreten, `die neben dem Kämpfen noch andere Aufgaben haben.´

Auf jeden Fall funktioniert die Organisation des Turniers zu gut. Es gibt keine Störungen, keine Auffälligkeiten. Ich suche schon die ganze Zeit nach pervertiertem Einfluss. Aber Nehazet hat wohl den einzigen Dämon vor Ort gebannt. Von den winzigen fliegenden Spionen mal abgesehen. Sonst nichts! Wo sich angeblich hinter den Kulissen weittragende Dinge abspielen und wir armseligen einfachen Menschen nichts davon wissen dürfen.

Nun ja, ich vermute, unsere Rolle werden wir wohl noch spielen. Wenn dieses Turnier vorbei ist, werden wir versuchen weitere Unterstützer zu finden und uns auf den Weg gen Rahja machen, um die schwarze Gefahr aufzuhalten und vor allem Hochstieg zu schützen. Wenn nicht wieder etwas dazwischenkommt.

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Azinas Gedanken

Gewonnen

Firun sei Gedankt! Ich habe gesiegt.

Und ich meine nicht den Sieg in diesem Turnier. Dieser kam für mich völlig überraschend. Ich hoffte lediglich, mich bestmöglich zu schlagen. Doch entweder waren die Gegner in dieser Zweikampfsituation weniger gut, als echte Kämpfer, die um ihr Leben streiten. Oder wir sind inzwischen sehr bewandert. Lang ist es her – so scheint mir – dass ich vor 4 Götterläufen von Aranien aufbrach. Viel ist seither geschehen. Sehr viel.

Einer meiner entscheidenden Vorteile war die Länge meiner Waffe. Damit konnte ich mir jeden meiner Gegner auf Abstand halten, sodass ich kaum Gefahr lief getroffen zu werden. So sehr sich meine Gegner auch bemühten. Diese Technik habe ich lange geübt. Doch sie hilft mir wenig, wenn es gegen eine gleichlange Waffe geht. Jane hatte als Gegner eine Ritterin mit einem Anderthalbhänder. Dieser Kampf wäre gegen mich ebenso interessant geworden, wie für Jane. Letztlich ging sie siegreich daraus hervor.

Nein. Wirklich erleichtert, bin ich über den Sieg gegen Jane. Ich musste einfach gewinnen. Es durfte nicht sein, dass eine Gelehrte mich im Kampf mit meiner bevorzugten Waffe schlägt. Glück und Pech hin oder her.

Ja, Jane beherrscht ihre Waffe meisterlich. Sie ist nicht umsonst in das Finale eingezogen. Doch ihr fehlt die Kampferfahrung. Ihre Beinarbeit ist noch zu verbessern. Aber muss sie überhaupt perfekt kämpfen können? Janes überragende Fähigkeiten zeigen sich auf einem ganz anderen sehr weiten Feld. Ich verstehe, dass sie in der Lage sein möchte sich zu verteidigen, wenn es darauf ankommt. Aber mich ehrlich im Kampf schlagen? Nein. Das durfte nicht sein. Ich hätte mein Gesicht verloren. Ich hätte meine Mitstreiter verlassen und ich hätte anderswo noch härter trainieren müssen, um ihrer würdig zu sein.

Ich bin glücklich, dass es nicht dazu gekommen ist. Ich hoffe, Jane nimmt es mir nicht übel, dass ich so erleichtert bin. Rasch kann Freude mit Schadensfreude verwechselt werden. Doch mit ihr über meine Gefühle sprechen, kommt nicht infrage.

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Azinas Gedanken

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